LEBEN DES MICHEL ANGELO
KUONARROTI.
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entscheide, und obwohl er schon alt war, lehnte er doch die
höchst schwierige Unternehmung nicht ab, das zu beendigen,
was er begonnen hatte. Als sie nun darüber an einander gerathen
x-varen, und die Gegner keine Quittungen erwiesen, die auch
nur annähernd den Betrag erreichten, Wovon anfänglich die Rede
war, sondern mehr als zwei Drittel an der Zahlung fehlten, wie
sie vorher im Vertrag mit den beiden Cardinälen ausgemacht
war, so glaubte Clemens, das sei die schönste Gelegenheit,
ihn loszumachen und sich seiner ungehindert zu bedienen,
liess ihn also kommen und sagte ihm: „Wohlan, sag", dass du
dies Grabmal machen willst, aber, dass du wissen willst, wer
dir den Rest zahlen wird." Michel Angele, der die Absicht des
Papstes kannte, dass er ihn in seinen Diensten beschäftigen
möchte, antwortete: „Und wenn sich Einer findet, der mich
zahlt?" Worauf Papst Clemens: „Du bist ein Narr, wenn du
dir einbildest, dass dir Einer kommen wird, der dir auch nur
einen Heller anbietet." Als er nun vor's Gericht kam und Herr
Tomaso, sein Sachwalter, den Agenten des Herzogs diesen Vor-
schlag machte, begannen sie Einer den Andern anzusehen und
beschlossen einhellig, er solle ein Grabmal machen, Wenigstens für
das, was er erhalten hatte. Michel Angelo, dem es schien, dass
die Sache gut sei, sagte gerne zu, hauptsächlich bewogen durch
das "Ansehen des Cardinals von Montevecchio, ein Günstling
von Julius II. und Onkel von Julius III. (gegenwärtig durch die
Gnade Gottes unser Papst), der sich bei diesem Vertrage drein-
legte. Der Vertrag war so! er solle ein Grabmal von einer Fronte
machen und sich dabei jener Marmorblöcke bedienen, _die er
schon für das vierseitige Grabmal hatte bearbeiten lassen, sie
ihm anpassend so gut als es ginge, auch war er verpHichtet,
sechs Statuen von seiner Hand dabei anzubringen. Nichtsdesto-
wcnigei" wurde dem Papst Clemenszugestanden, er dürfe sich
des Michel Angelo in Florenz oder wo er wollte bedienen,
vier Monate im Jahre, da Seine Heiligkeit dies wegen der Arbeiten
in Florenz nöthig hatte. Das war der Vertrag, der abgeschlossen
wurde zwischen des Herzogs Excellenz und Michel Angelo.
XLIX. Hier aber muss man wissen, dass, als schon alle Rech-
nungen abgeschlossen waren, Michel Angelo, um dem Herzog von
Urbino mehr verpflichtet zu erscheinen, und damit Papst Clemens