MICHEL
LEBEN DES
ANGELO BUONARROTI.
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werden und durch Beide die Zeit, die Alles verschlingt. Und
damit man diese seine Absicht besser verstehe, gab er der
Nacht, die in Gestalt einer Frau von wundersamer Schönheit
gebildet ist, ein Käutzchen und andere Abzeichen, die dazu
taugen, so auch dem Tag seine Abzeichen, und zur Andeutung
der Zeit wollte er eine Maus machen, wozu er auf dem Werk
ein wenig Marmor gelassen hatte, aber dann machte er es nicht,
(daran verhindert), weil dieses Thierchen unaufhörlich nagt und
zehrt, gleich wie auch die Zeit Alles verzehrt. Es sind noch andere
Statuen da, welche diejenigen vorstellen, für die diese Grabmale
waren gemacht worden, alle mit einem Worte mehr göttlich
als menschlich, aber vor allen eine Muttergottes mit ihren Söhn-
lein rittlings auf ihrem Schenkel, über die zu schweigen ich
für besser halte als nur ein Weniges zu sagen, und daher Weiter
gehe. Diese Wohlthat haben wir dem Papst Clemens zu ver-
danken, und wenn er in seinem Leben sonst nichts Löbliches
gethan hätte (dessen er aber vieles gethan), so wäre dieses hin-
länglich, um jeden seiner Fehler ausulöschen, da die Welt durch
ihn ein so edles Werk besitzt. Und noch weit mehr danken
wir ihm, dass er bei der Einnahme von Florenz vor der Treff-
lichkeit dieses Mannes Achtung hatte, nicht anders, als es einst
Marcellus bei der Einnahme von Syracus vor der des Archimedes
gehabt, wenn gleich jener gute Wille keinen Erfolg hatte, dieser
aber, Gott sei Dank, wohl welchen hatte.
XLVI. Bei alledem war Michel Angelo in grosser Furcht,
da ihn der Herzog Alessandro l sehr hasste, ein wilder und rach-
süchtiger Jüngling, wie Jeder weiss. Auch ist kein Zweifel, dass,
wenn nicht die Rücksicht auf den Papst gewesen wäre, er ihn
sich aus den Augen geschatTt hätte, umsomehr, als zur Zeit,
da der Herzog von Florenz die Befestigung machen wollte, die
1 Der Duca Alessandro, der natürliche Sohn des Lorenzo, der letzte
männliche Descendent des alten Cosimo (s. d. Stammtafel), gest. 1537, Vlüf
vermählt mit Margaretha von Oeslerreich (gest. 1586). Seine Schwester Caterina
(I519-r5Sg) glich ihrem Bruder ihrem Charakter nach. Duca Alcssandro
wurde mit kaiserlichem Dccrete vom 2 l. October 1530 unbeschränkter Herrscher
von Florenz. Die Fortezza, welche Herzog Alessandro durch Nlichcl Angelo
bauen lassen wollte, War die Sogenannte Fortezza di S. Giovan. Battista,
heute genannt "da hasst)"; Pier Francesco da Viterbo erbaute sie 1534.