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LEBEN DES MICHEL ANGELO BUONARROTI.
sie sumpng war. Dies schriebiMichel Angelo dem Papste,
der aber mehr denen glaubte, die ihm aus Florenz geschrieben
hatten, als ihm selbst, und ihm befahl, die Strasse zu bauen.
So dass er, den Willen des Papstes in Vollzug setzend, die
Strasse machen liess und auf derselben eine grosse Menge Mar-
mor an die Küste führte, worunter fünf Säulen waren, von
gehöriger Höhe, von denen man jetzt die eine, die er hatte
nach Florenz bringen lassen, auf dem St. Lorenzplatz sieht, die
anderen vier liegen noch an der Küste, weil der Papst seinen
Willen geändert und seinen Sinn wo anders hin gewendet
hatte. Aber der Markgraf von Carrara, welcher glaubte, dass
Michel Angelo, weil er Horentinischer Bürger sei, es eingegeben
hätte, in Pietrosanto zu graben, wurde sein Feind und wollte
auch später nicht, dass er wieder nach Carrara küme einiger
Mamorblöcke wegen, die er daselbst hatte brechen lassen, was
dem Michel Angelo zu grossem Schaden gereichte.
XL. Als er nun nach Florenz zurückgekehrt war und, wie
bereits gesagt, den Eifer des Papstes Leo ganz erkaltet gefunden
hatte, verblieb er lange Zeit, betrübt, ohne etwas zu machen,
nachdem er bis dahin bald zu dieser bald zu jener Sache viel
Zeit vergeudet hatte, zu seinem grossen Verdrusse. Nichtsdesto-
weniger machte er sich in seinem Hause über einige Marmor-
blöcke, die er besass, um das Grabmal fortzusetzen. Als aber
Leo gestorben und Hadrian' gewählt war, wurde er ein zweites
Mal genöthigt, die Arbeit zu unterbrechen, weil sie ihn beschul-
digten, dass er von Julius zu diesem Werke wohl 16.000 Scudi
erhalten habe und nun nicht daran denke, es zu machen, sondern
in Florenz seinem Vergnügen nachgehe, so dass er um diesert-
halb nach Rom berufen wurde. Der Cardinal von Medici aber,
der dann Papst Clemens VII. war und damals in Florenz das
Regiment führte, wollte nicht, dass er hinginge; und um ihn
durch Geschäfte festzuhalten und eine Entschuldigung zu haben,
setzte er ihn dran, das Modell zur Bibliothek der Medici in
1 Hadrian Dedel von Utrecht bestieg als Haclrian VI. den päpstlichen
Stuhl am 9. Jänner 1522. Er starb am 14.. September desselben Jahres. Zu
seinem Nachfolger wurde Giulio de" Medici, ein Sohn des Giuliano di
Piero, Urenkel cles Cosimo (Clemens VII.) gewählt am 19. November
desselben Jahres.