LEBEN DES MICHEL
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von denen er, wie ich ihn habe sagen hören, Lan die 20 oder 25
für Farben ausgeben musste. i
XXXIX. Nachdem dies Werk fertig war, konnte Michel
Angelo, weil er beim Malen die Augen so lange Zeit zum Gewölbe
hinaufgerichtet hatte, dann, wenn er berabschaute, nur schlecht
sehen, so dass er, wenn er einen Brief oder sonst was Kleines
zu lesen hatte, es mit den Armen über seinen Kopf "erhoben
halten musste. Nichtsdestotveniger gewöhnte er sich dann nach
und nach, auch im HillälbSßilöü zu lesen. Durch dieses können
wir merken. mit welcher Aufmerksamkeit und Ausdauer er dieses
Werk gemacht habe. Viele andere Dinge ereigneten sich für ihn
bei Lebzeiten von Papst Julius, der ihn auf das lnnigstelielvte und
mehr Sorge und Eifersucht um ihn hatte als um sonst Einen, den
er um sich hatte, was sich aus dem, was wir darüber geschrieben
haben, deutlich genug erkennen lässt. Eines Tages sogar, als er
besorgte, dass derselbige erzürnt sei, schickte ersofort nach ihm, um
ihn zu besänftigen. Die Sache verhielt sich folgendermassen. Da
Michel Angelo auf Sanct Johannes nach Florenz gehen wollte,
verlangte er Geld vom Papste, und als ihn dieser frug, wann er
die Capelle fertig machen werde, antwortete ihm Michel Angelo
nach seiner Gewohnheit: "Wann ich kann." Der Papst, der von
Natur rasch war, schlug ihn mit einem Stocke, den er in der Hand
hielt, indem er sagte: „Wann ich kann! Wann ich kann!" Darauf
kehrte Michel Angelo nach Hause zurück und machte sich bereit,
ohneweiteres nach Florenz zu gehen, als Accursio dazu kam,
ein sehr beliebter junger Mann, den der Papst geschickt, und
brachte ihm 500 Ducaten und besänftigte ihn, so gut er konnte,
und entschuldigte den Papst. Michel Angelo liess die Entschul-
digung gelten und. ging nach Florenz; so dass Julius keine grössere
Sorge zu haben schien, als sich diesen Mann zu erhalten," und
nicht bloss bei Lebzeiten. wollte er sich seiner bedienen, sondern
auch noch als er todt war, denn als er zu sterben kam, befahl
er, dass man ihn jenes Grabmal. beendigeim lassen sollte, das er
schon angefangen hatte, wofür er die Sorge dem alten Cardinal
Santi Quattro und dem Cardinal von Agen, seinem Neffen, über-
trug, welche ihn aber eine neue Zeichnung machen hiessen, da
ihnen der erste Entwurf zu gross erschien. Auf diese Weise
gerieth Michel Angelo zum zweiten Male in diese Tragödie vom
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