Volltext: Das Leben des Michelangelo Buonarroti

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dem Menschen sich zu unterreden scheint, verführt er ihn, gegen 
seinen Schöpfer zu handeln, und reicht dem Weibe den ver- 
botenen Apfel, und im zweiten Theile des Raumes sieht man 
Beide, vom Engel verjagt, erschreckt und traurig vor dem An- 
gesichte Gottes entfliehen. Im siebenten ist das Opfer des Abel 
und des Kain, jenes Gott werth und annehmlich, dieses verhasst 
und verworfen. Im achten ist die SündHut, WO man von Weitem 
die Arche des Noah sehen kann mitten im Wasser, und Einige 
klammern sich an sie, um sich zu retten. Mehr in der Nähe, auf" 
demselben Gewässer, ist ein Schiff, vollgeladen mit verschiedenen 
Leuten, welches, sowohl wegen der übermässigen Schwere, die 
es hatte, sowie wegen der vielen und heftigen Stösse der Wellen, 
mit verlorenem Segel und allen menschlichen Rathes und Hilfe 
beraubt, man bereits Wasser in sich aufnehmen und auf dem 
Grund sinken sieht, wobei es ein wundersam Ding ist, das 
menschliche Geschlecht so elendig in den Wellen untergehen 
zu sehen. Gleichfalls, dem Auge näher, erscheint noch über den 
Wässern die Spitze eines Berges in Art einer Insel, wohin sich, 
um den steigenden Wässern zu entgehen, eine Menge Männer 
und Weiber geHüchtet haben, die verschiedene Atfecte bezeigen, 
aber Alle elend und erschreckt, unter ein Zelt gekauert, das 
über einen Baum gespannt war, um sich von oben vor dem 
ungewöhnlichen Gewässer zu schützen; und darauf ist mit grosser 
Kunst vorgestellt der Zorn Gottes, der mit Wässern, mit Blitzen 
und Wettern sich gegen sie kehrt. Noch gibt es da eine Berg- 
spitze, auf der rechten Seite, dem Auge viel näher, nebst einem 
Haufen Leute, die von demselben Unfall geplagt werden, wovon 
es lange währen würde, jeden Einzelnen zu beschreiben; genug, 
sie sind so natürlich und erschrecklich, als wie man sie sich 
bei einem solchen Unfalle nur vorstellen kann. Im neunten, 
welcher der letzte ist, ist die Geschichte des Noah, als er, be- 
trunken auf der Erde liegend und die Schamtheile zeigend, vom 
Sohne Cham verlacht und von Sem und Japhet zugedeckt wurde. 
Unter dem obgenannten Gesims, das die iWand beendigt, und 
über den Sockeln, auf die sich die Lünetten stützen, zwischen 
Pfeiler und Pfeiler sitzen I2 grosse Figuren, theils Propheten, theils 
Sybillen, Alle wahrhaft wunderbar, sowohl von wegen der Stel- 
lungen, als wegen des Zierraths und der Verschiedenheit der
	        
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