LEBEN
)ES MICHEI.
BUONARROTI.
ANGELO
die Gelegenheit des Felsens, der be-quemlich auszubauen war,
sowie durch die Nacheiferung der Alten,' die vielleicht zu
demselben Zwecke wie Michel Angelo, als sie an demselben
Ort gewesen, sei's um dem Müssiggang zu entgehen, sei's aus
irgend einem andern Grunde, daselbst einige unvollständige
Denkmale und Anfänge hinterlassen haben, die einen hinläng-
lichen Begriff von ihrer Kunstfertigkeit geben. Und gewiss
würde er es ausgeführt haben, wenn die Zeit hingereicht oder
die Unternehmung es erlaubt hätte, wegen derer er gekommen
war, worüber ich ihn eines Tages sich sehr beklagen hörte. So-
bald nun der Marmor gebrochen und ausgewählt war, dass es
ihm genug schien, und nachdem er ihn zum Landungsplatz
gebracht hatte und er einen seiner Leute dort gelassen hatte,
der ihn aufladen sollte, so ging er zurück nach Rom. Und
weil er sich einige Tage in Florenz aufgehalten, fand er, als er
hinkam, dass ein Theil bereits am Ufer angelangt war, wosclbst
abgeladen er ihn gleich nach dem Sanct Petersplatz bringen liess,
hinter St. Katharina, wo er neben dem Corridor seine Wohnung
hatte. Die Anzahl der Marmorblöcke war gross, so dass sie, auf
dem Platze ausgebreitet, die Anderen in Erstaunen setzten, dem
Papste aber Freude machten, welcherqdem Michel Angelo so
viel und so ungcmessene Gunst erwies, dass, als dieser an-
gefangen hatte zu arbeiten, er oft und oft ihn bis in sein Haus
aufsuchen ging und hier nicht anders sich mit ihm Linterredete,
von dem Grabmal sowohl als von anderen Dingen, als er es mit
einem Bruder gethan haben würde. Und damit er bequemer
hingehen könnte, hatte er von dem Corridor zu der Wohnung
des Michel Angelo eine Zugbrücke schlagen lassen, über die er
heimlicherweise hingehen konnte.
XXV. Diese vielen und so beschaffenen Gunstbezeugungen
waren Ursache (wie es gar oft an den Höfen geschieht), dass sie
den Neid gegen ihn erweckten und nach dem Neide unendliche
Verfolgungen. Denn Bramante, der Baumeister, der dem Papste
lieb war, machte ihn seinen Vorsatz ändern damit, dass er sagte,
1 Was hier unter der "Nachciferung der Allen" verstanden sein kann,
ist wohl nicht zweifelhaft das Projcct nämlich, des Architekten und Bild-
hauers Deinokrntcs, den Berg Athos in eine Kolossalligur zu xYcrviiaxideln;
Deinokratcs lebte zu den Zeiten Alexander des Grossen.
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Kunstgescl