LEBEN DES MICHEL
ANGELO BUONARROTI.
für Herrn Angelo Doni, einen Florentiner Bürger, Wofür er von
ihm 70 Ducaten bekam.
XXIII. Nun war er einige Zeit oh-ne fast etwas zu machen
in solcher Kunst, indem er sich daran ergötzte, unsere heimat-
lichen Dichter und Redner zu lesen und Sonettel zu seinem
Vergnügen zu machen, bis nach dem Tode des Papstes
Alexander V1.7, wo er vom Papste Julius II. nach Rom berufen
lCondivi spricht hier ganz im Sinne der Künstlgr Seiner Zeit, die,
wenn sie keine directen Aufträge hatten, sich mit anderen Dingen beschäf-
tigten. So habe auch Michel Angelo, einige Zeit ohne Beschäftigung mit der
Kunst, sich der Lectüre der Dichter und Volksredner hingegeben darunter
sind wohl in erster Linie Dante und Savonarola gemeint und er habe
Sonette zu seinem Vergnügen gemacht. Hier zum ersten Male werden die
Sonette erwähnt, nrelche in deutscher Sprache mehrere Interpreten: Regis
(1842), Hermann Harrys (1863), vor Allen Grasberger: „Le Rime di Michel
Angelo Buonarroti, Nachdichtungen", Bremen 1872), gefunden haben. Die beste
Ausgabe der Gedichte Michel Angeles ist die von Gesarc Guasti: „Le Rime di
Michel Angelo Buonarroti, pittore, scultore e architetto, cavate dagli autograli"
(Firenze F. Le Monnier 1863). In der Plinleittmg wird auch nachgewiesen,
dass nur wenige Gedichte aus der Jugendzeit Michel Angelo's erhalten und
nachweisbar sind, und dass die meisten auf uns gekommenen Gedichte aus
der späteren Lebenszeit Michel Angelds stammen. Die meisten Gedichte
Michel Angelds sind Gelegenheitsgetlichte und Ausl-lftsse momentaner
poetischer Anregung. Die erste Ausgabe seiner Gedichte erschien 1623 in
Quarto in Florenz bei Giunti; einzelne Sonette und Epigramtiwe brachte zuerst
Vasari in seinem "Leben Michel Angeles" im Drucke und danach in den
"Rime di dircrsi 11obili poeti toscani", gesammelt von Dion. Atanagi, Ve-
nedig 1565. Auch in einer bei Giolito in derselben Zeit gedruckten Samm-
lung von Gedichten sollen Gedichte Michel AngeloÄs vorkommen. Die Ge-
dichte Michel Angelo's machten schon zu dessen Lebzeiten Aufsehen in litera-
rischen Kreisen. Mario Guiducci und Benedetto Varchi waren die Ersten, die
sie commentirten. Letzterer hielt seine Vorträge schon 1546, zu Lebzeiten
Michel Angelds, Ersterer beim Erscheinen der ersten Ausgabe; Beide in der
_Florentiner Akademie.
2 Alexander der VI. starb am 18. August 1503; ihm folgte Pius lll.
aus dem Hause Piccolomini, der aber schon am 22. September 1503 starb.
Julius der lll, aus dem Hause Rovere, folgte ihm nach am 1. November 1503.
Die Berufung Michel Angelds durch Julius ll. erfolgte nach der ge-
wöhnlichen Annahme nicht sofort nach dem Regierungsantritte des Papstes,
sondern im Jahre .506 Aus dieser Zeit sind wenigstens drei Breve's bekannt,
welche sich sämmtlich auf die Berufung des Michel Angelo beziehen. Nach
dem bekannten, von Ciampi 1834 veröffentlichten Briefe Michel Angelds, wo
es heisst: „ll primo anno di Julo che mi allogö la sepoltnra- stetti otto mesi