LEBEN DES MICHEI
ANGELO BUONARROTI.
welcher, indess durch Briefe davon unterrichtet, wie die Sachen
stünden, den, der ihm die Statue für antik verkauft hatte, fest-
nehmen liess, und nachdem er sein Geld zurück hatte, übergab
er sie ihm, die dann, ich Weiss nicht auf Welchem Wege, in die
Hände des Duca Valentino gelangte, der Markgräfin von Mantua
geschenkt und von ihr nach Mantua geschickt wurde, wo sie sich
noch befindet, im Hause jener Herrschaft. In dieser Sache wurde
der Cardinal von San Giorgio von Einigen getadelt, weil es
ihnen vorkam, dass, da das Werk in Rom von allen Künstlern
gesehen, von Allen gleichermassen als sehr schön befunden wurde,
es ihn nicht hätte so sehr verdriessen sollen, dass es modern
sei, _dass er, ein geldreicher und sehr vermöglicher Mann, sich
desselben wegen 200 Ducaten beraubte. Wenn es ihn aber
wurmte, betrogen worden zu sein, so konnte er Jenen strafen
lassen, indem er den Rest des Katifschillings an den Herrn
der Statue ausbezahlen liess, die er ja bereits im Hause
hatte. Aber Niemand litt darunter so wie Michel Angelo, der
nichts daraus zog, als was er in Florenz erhalten hatte. Und
dass der Cardinal San Giorgio ' sich auf Statuen wenig verstand
und daran erfreute, das zeigt sich genugsam daraus, dass er
in der ganzen Zeit, die er bei ihm zubrachte, was Llngefähi" ein
Jahr dauerte, auf sein Begehren niemals irgend etwas machte.
XIX. Darum fehlte es doch nicht an Solchen, welche eine
derlei Gelegenheit erkannten und sich ihrer bedienten, sintemal Herr
Jacopo Galliß ein römischer Edelmann von guten Anlagen, ihn
1) Der Cardinal Rafael Riario, aus der Familie des Papstes Sixtus IV.,
bekannt wegen seiner Feindschaft gegen die Mediceer, von Rafael abgebildet
in der Messe von Bolsexia (Passavant l. c. II. 158).
2 Dieser für Jacopo Galli gemachte Bacehus befindet sich heute in der
Galerie der Uffxzien, ist vielfach abgebildet: bei Rossi, Raccolta di statue
antiche (Rom. 1704, pl. XLlll), Museo fiorentiilo (T. lll.) Cicognara (1. c.
pl. LVI). Diese etwas überlebensgrosse und durchwegs von der Hand Miehel
Angelds ausgeführte Gruppe zeigt, mehr als irgend eine andere, den
mächtigen Einfluss der Antike auf Michel Angele in dieser Zeit, vor Allem
in dem von Burckhardt (Cicerone, 2. Ausg., S. 669) bemerkten Bestreben
"auf vollkommene Durchbildung des nackten Körpers vielleicht die erste
Statue (dieser Art) der neueren Kunst" weniger in der Bahandlung des
Details und der Motivirung des Actes. Letztere ist durch und durch modern
und selbständig.