LEBEN DES MICHEL ANGELO BUONARROTI.
Heiligen gewidmeten Kirche, woran zwei Figuren aus Marmor
fehlten, nämlich ein heiliger Petronius und ein knieender Exigel
mit einem Leuchter in der Hand; er frug nun den Michel Angeln,
ob er es sich getraute, sie zu machen, und da er mit Ja ant-
wortete, bewirkte er, dass sie ihm zu machen gegeben wurden,
für welche er ihm 30 Ducaten auszahlen liess, für den heiligen
Petronius 18, für den Engel 12. Es waren die Figuren drei Palmen
hoch und können noch an demselbigen Orte gesehen werden.
Darauf aber, da Michel Angelo gegen einen Bologneser Bild-
hauer Misstrauen gefasst hatte, welcher sich beklagte, dass er
ihm obgesagte Statuen entzogen habe, die zuerst ihm waren
versprochen gewesen, und der ihm drohte, ihm einen Verdruss
anzuthun, so kehrte er zurück nach Florenz, hauptsächlich da
dort die Dinge beruhigt Waren und er in seinem Hause ruhig
leben konnte. Er hatte bei Gianfrancesco Alclovrandi nicht
viel über ein Jahr zugebracht.
XVIII. Wieder in der Heimat, ging Michel Angelo daran,
aus Marmor einen LiebesgotH zu machen im Alter von sechs bis
sieben Jahren, liegend, in der Weise eines Menschen, der schläft;
als nun diesen Lorenzo, Sohn des Pier Francesco von Medici,
erblickte (für den Michel Angele damals einen kleinen heiligen
rücksichtlich des Antheiles Michel Angelo's an den Figuren des Petronius und
des Engels; Es ist wohl kein Zweifel, dass die Figur des heil. Petronius
nicht von Michel Angelo, sondern von Niccolo di Bari, genannt Niccolo dall"
Arca, herrührt; ebenso unzweifelhaft aber ist es, dass der Engel von Michel
Angele gearbeitet ist, und zwar links vom Beschauer ungenügend; abgebildet bei
Cicognara „Storia della scultura", Prato i822, Taf. Lll, besser bei Lübke
"Geschichte der Plastik", Leipzig 187i, S. 722 und Perkins ("Les sculpteurs
italiens", trad. de Vanglais par Ch. Haussoullier, Paris 1859, I. Bd., S. 367).
iDer von Condivi und Vasari erwähnte Cupido oder Dio d'Amore
kam aus dem Besitze des Cardinals Riario (di San Giorgio) in den des
Herzogs von Valentinois (Duca di Valentino), von Hause aus Cesare Borgia,
Sohn des Rodrigo Borgia (Papst Alexander und seit 14.93 Erzbischof
von Valencia. Dieser schenkte ihn, wie wir aus einem Briefe der Herzogin
Isabella wissen, dem Herzog von Urbino, und er kam dann in den Besitz
der Isabella Marchesana von Mantua, der Frau des Francesco Gonzaga, die
ihn sehr hoch hielt "per cosa moderna non ha pari", schreibt sie an
Francesco Gonzaga. In Mantua befand er sich noch 1573; nach dem Berichte
von Mariette (1. c. pag. 179) sah ihn dort in diesem Jahre de Thou. Seit-
dem ist diese Statue verschollen.