Volltext: Das Leben des Michelangelo Buonarroti

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LEBEN 
DES MICHEL 
ANGI 
ILO 
BUONARROTI. 
wurden, liess sich Michel Angelo von jenen Meistern ein Stück 
geben und, von ihnen mit den Werkzeugen versehen, machte er 
sich mit so viel Aufmerksamkeit und Eifer daran, den Faun nach- 
zubilden, das er ihn in wenig Tagen zur Vollendung brachte, 
wobei er aus seinerlPhantasie alles hinzufügte, was in dem An? 
tiken fehlte, nämlich: den offenen Mund nach Art eines Menschen, 
der lacht, so dass man die Höhlung desselben sah, mit allen den 
Zähnen. Währenddem der Erlauchte nachzusehen kam, wie weit 
sein Bau gediehen sei, traf er den Jüngling, der daran war, seinen 
Kopf zu poliren, und nachdem er sich ihm etwas genähert, dann 
zuvörderst die Vortrefflichkeit des Werkes bemerkt und dessen 
Alter berücksichtigt hatte, verwunderte er sich tingenlein, und ob- 
geich er die Arbeit lobte, scherzte er nichtsdestoweniger mit ihm, 
als wie mit einem Kinde und sagte: „O, Du hast ja diesen Faun 
alt gemacht und ihm alle Zähne gelassen! Weisst Du nicht, dass 
den Alten in diesen Jahren immer ein und der andere fehlt?" 
Tausend Jahre schienen. es dem Michel iangelo, bis der Erlauchte 
sich entlernte, um den Fehler zu verbessern, und, allein gelassen, 
nahm er seinem Alten einen Zahn von den oberen, den Kieler 
eiusbohrentl, als wenn er mit sammt der Wurzel heraus wäre, 
worauf er am nächsten Tage den Erlauchten mit grosser Ungeduld 
erwartete. Als dieser gekommen war und die Bravheit und Ein- 
falt des Knaben gesehen hatte, lachte er sehr darüber; später aber, 
da er die Vollendung des Werkes und sein Alter erwogen hatte, 
als Vater aller Fähigkeiten, beschloss er ein solches Talent zu 
befördern und ihm zu helfen und es in sein Haus zu nehmen; 
und als er von ihm erfuhr, wessen Sohn er sei, sagte er: „Geh', 
Deinem Vater zu sagen, dass es mir lieb wäre, ihn zu sprechen." 
VIII. Wie nun Michel Angelo nach Hause zurückgekehrt war 
und die Botschaft des Erlauchten ausgerichtet hatte, errieth der 
Vater, wcsshalb er gerufen werde, und nur mit grosser Mühe konnte 
 er vom Granacci und den Andern bewogen werden, hinzugeben, 
im Gegentheil beklagte er sich, dass Jener ihm seinen Sohn ver- 
leite und blieb dabei, er werde es nie leiden, dass der Sohn Stein- 
metz werde, und nichts half es dem Granacci, dass er ihm aus- 
einandersetzte, ein wie grosser Unterschied zwischen einem 
Bildhauer sei und einem Steinmetz, noch dass er lange darüber 
disputirte. Gleichwohl, nachdem er vor den Erlauchten gekommen
	        
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