LEBEN
DES MICH
ANGE
BUONARROTI.
Hass hatten, übel angesehen und gar oft ausnchrnend geschlagen,
da es ihnen, aus Unkenntniss der Hoheit und des Adels der
Kunst, eine Schande schien, sie in ihrem Hause zu haben.
Dieses, obwohl es ihm über die Massen verdriesslich wurde,
war nichtsdestoweniger nicht hinreichend, ihn zurückweichen
zu machen, vielmehr wurde er noch eifriger gemacht und wollte
versuchen, die Farben anzuwenden. Und da ihm von Granacci
ein gedrucktes Blatt vorgelegt wurde, worauf die Geschichte des
heil. Antonius vorgestellt war, wie er von den Teufeln geschlagen
wird, dessen Verfertiger ein Martin von Hollandl war, ein für
jene Zeit tüchtiger Mann, zeichnete er ,es auf eine Holztafel,
und da ihn Jener mit Farben urid Pinseln versehen hatte, com-
ponirte und führte er es dermassen aus, dass es nicht nur Jedem,
der es sah, zur Verwunderung, sondern auch, Wie Einige Wollen,
dem Dominico (dem geschätztesten Maler jener Zeit) zum Neide
gereichte (wie man später aus andern Dingen offenbar erkennen
konnte), welcher, um das Werk Weniger wunderbar erscheinen
zu machen, zu sagen pflegte, es sei aus seiner Werkstatt hervor-
gegangen, gleichsam, als 0b er Theil daran gehabt hätte.
Während er dieses Bildchen machte, sintemal auf demselben,
ausser demConterfei des Heiligen, viele absonderliche Gestalten
und höllische Ungeheuer sich befanden, so wandte Michel Angelo
einen solchen Fleiss daran, dass er keinen Theil colorirte, be-
vor er ihn nicht mit der Natur verglichen hatte. So dass er
auf den Fischmarkt ging und beobachtete, von Welcher Form und
Farbe die Flossen der Fische wären, von Welcher Farbe die
Augen und jeder andere Theil, und es dann in seinem Gemälde
darstellte, wodurch er" es zu der Vollkommenheit brachte, deren
er täihig war, und von damals an die Bewunderung der Welt
und, wie ich gesagt habe, den Neid des Grillandaio erweckte,
der sich umsomehr kund gab, da er, eines Tages von Michel
Angelo um sein Zeichenbuch ersucht, worin Hirten mit ihren
Schäflein und Hunden, Landschaften, Gebäude, Ruinen und
1Dass unter diesem Martin (VI-{ollanda Nlartin Schdngauer zu ver-
stehen sei, ist wohl als bekanng vorauszusetzen. Ucbcr das Blatt „die Ver-
suchung des heil. Antonius" siehe Bartsch P. G. Vl. 47. Das von Michel
Angelo nach Martin Schongauer angefertigte Gemälde soll sich, nach Nlfindlefs
Angabe, im Besitze des Bildhauers v. Triqueti in Paris befinden.