LEBEN DES
{XNGELO BUONARROTI.
in jener Zeit zu Florenz die Grammatik lehrte; allein obwohl
er darin einige Fortschritte machte, so zogen ihn doch der
Himmel und die Natur, denen man schwerlich widerstehen kann,
hin zu der Malerei, in der Art, dass er sich nicht abhalten licss,
so oft er ein Stündchen stehlen konnte, da- und dorthin zu
laufen, um zu zeichnen und den Umgang der Maler aufzusuchen,
unter denen ihm ein gewisser Francesco Granacci bekannt wurde,
ein Schüler des Dominico Grill-andaiof welcher, als er die Neigung
und die entzündeten Triebe des Knaben bemerkte, sich ent-
schloss, ihn zu unterstützen, und ihn in seinem Vorhaben immer-
fort aneiferte und ihn entweder mit sich nahm in die Werkstatt
des Meisters oder wo sonst ein Werk War, von dem er Nutzen
ziehen könnte. Dieser Impuls, zu der Natur hinzugefügt, die
ihn immer antrieb, vermochte so viel, dass er die Wissen-
schaften vollständig aufgab. Darüber wurde er vom Vater und
den Brüdern des Vaters, die gegen eine solche Profession einen
1 Den Vertrag zwischen dem Vater Michel Angelds und Dornenico
läigordi, gen. il Ghirlandajo, über den Eintritt Michel Angeles in die
Lehre bei Domenico und David Ghirlandajo führt Vasari (XII. an. Die
Lehrzeit dauert drei Jahre „um malen und ihren Beruf üben zu lernen".
Michel Angeln erhielt dafür 24' Gulden; am 16. April M88 erhielt Angele
die erste Rate, 2 Goldgultlen. David Ghirlandajo, geb 145i, gest. 22. August
1525, Maler und Musaicist; Domenico Ghirlandajo, geb. 1449, gest. circa W98,
der eigentliche Lehrer Michel Angeltfs in der Malerei.
Dasjenige Gemälde Michel Angela's, welches der Jugendzeit Michel
Angelds zugeschrieben wird, zeigt deutlich den Einfluss der Schule und
der Richtung Ghirlandajds. Auch in seinen ßildhauerwerken, die einer ein-
gehenden kritischen Würdigung noch harren, zeigt sich Michel Angelo als
ein echtes Kind der Florentiner Bildhauer- und Malerschtile des XV. Jahr-
hunderts in der Behandlung des Haares und des Gewandes des knieenden
Engels an der Arca in St. Domenico in Bologna, der Behandlung des Gewandes
der Maria der Pieta in St. Pietro in Rom u. s. f. Aber schon nach 1504 hat
Michel Angele Alles abgestreift, was an die frühere Zeit der Florentiner
Schulen mahnt und geht seine eigenen Wege.
Was Condivi über die Eifersucht Dom. Ghirlandajds gegen das auf-
strebende Talent Michel Angelds erzählt, berichtet auch Vasari, 0b begründet
oder unbegründet, ist jetzt nicht mehr zu controlliren. Domenico Ghirlandajo
hatte ausser David noch zwei Brüder, den Giovanwbatista (geboren 1466)
und Benedetto (geboren 1458, gestorben circa 1499), der glCiChfEllS
Maler war.