DES MICHEL
AN G 1:1
.0 BUONARROT
Kugel des Mediceischen Hauswappens bei, nebst drei goldenen
Lilien.
IV. Von einem solchen Stamme nun entspross Michel
Angelo, dessen Vater sich Lodovico di Leonardo Buonarroti
Simoni ilannte, ein frommer und guter Mann und mehr nach
dem alten Schlage, welcher, als er Podesta von Chiusi und von
Caprese im Casentinischen war, diesen Sohn bekam im Jahre
unseres Heils 1474, am Tage des 6. März, vier Stunden vor
Tagesanbruch, am Montag. Eine grosse Nativität sicherlich,
und die gleich bezeugte, was das Kind sein müsse und von wie
vielem Ingenium, denn sintemal Merkur mit der Venus in der
Zweiten im Hause des Jupiter mit freundlichem Anblick em-
pfangen hatte, so versprach dies das, was später erfolgt ist, dass
ein solcher Sprössling von hohem und edlem Geiste sein müsse, in
jeglicher Unternehmung überhaupt erfolgreich, besonders aber
in jenen Künsten, die den Sinn ergötzen, wie die Malerei,
Sculptur und Baukunst. Nachdem die Zeit seines Amtes beendigt
war, kehrte der Vater nach Florenz zurück und that ihn zu
einer Amme in eine Villa, Settignano genannt, drei Miglien von
der Stadt, woselbst sie noch eine Besitzung haben, die zu den
ersten Dingen gehörte, welche Herr Simon von Canossa in
jenem Lande gekauft hattef Die Amme war die Tochter eines
Steinmetz und auch an einen Steinmetz verheiratet. Deshalb
pflegt Michel Angelo zu sagen: es sei kein Wunder, dass er
sich des Meissels so sehr erfreut habe; entweder zum Scherz
oder vielleicht es ernstlich meinend, weil er weiss, dass die Milch
der Amme eine solche Macht hat in uns, dass sie, oftmals die
Temperatur; des Körpers verändernd, statt der einen Neigung
eine andere beibringt, die sich von der natürlichen sehr unter-
scheidet.
V. Als nun der Knabe herangewachsen und zu Jahren ge-
kommen war, der Vater aber, seinen Geist erkennend, den
Wunsch fasste, ihn den Wissenschaften zu widmen, schickte
er ihn inldie Schule eines Meisters Francesco von Urbinof der
1) Den Francesco cYUrbino erwähnt wie Condivi, so auch Vasari und
B. Varchi, der in seiner Leichenrede auf Michcl Angele einige Details über
die schon in Früher Jugend erwachende Kunstliebe Michel Angclds bringt.
Sonst ist über FYFIFICCSCO d'Urbin0 xiichts bekannt.