LEBEN
DES
MICHEL
ANGELO
BUONARROTI.
I. Michel Angelo Buonarroti, der Linvergleichlichstc Maler
und Bildhauer,' stammte ab von den Grafen von Canossa, einem
edlen Geschlechte aus dem Gebiete von Reggio, ausgezeichnet
sowohl durch sein Alterthum und die eigene Tüchtigkeit, als
auch dadurch, dass es sich verschwägert hatte mit dem kaiser-
lichen Blute. Denn Beatrix, Schwester Heinrich's II., wurde zur
Frau gegeben dem Grafen Bonifacius von Canossa, damals
Herrn von Maintua, woraus die Gräfin Mathilde geboren wurde,
eine Frau von seltener und besonderer Klugheit und Frömmig-
keit, welche, nach dem Tode ihres Gatten Gottfried, in Italien
ausser Mantua auch noch Lucca, Parma und Reggio und jenen
Theil von Toscana besass, der heute das Patrimonium des
heil. Petrus heisst; und nachdem sie in ihrem Leben viele denk-
würdige Dinge gethan, wurde sie, als sie starb, begraben bei
Mantua, in der Abtei des heil. Benedict, die sie erbaut und
reichlich ausgestattet hatte.
II. Als nun aus einer solchen Familie ein Herr Simon im
Jahre 1250 nach Florenz als Podesta kam, verdiente er durch
seine Tüchtigkeit, dass man ihn zum Bürger jener Stadt und
l Die in den ersten zwei Capiteln angeführten Daten über das Alter
der Familie Buonarroti machen keinen Anspruch auf historische Richtigkcit_
Sie sind ebenso unbeglaubigt, wie viele ähnliche Traditionen in adeligen
Familien Italiens. Der Vater des Michel Angele war Lodovico di Lionardo
Buonarroti Sinuoni, seine Mutter Francesca Rucellai. lm Jahre 1860 starb die
Familie Buonarroti gänzlich aus. l)as Familienhaus ist in Florenz, via Ghibel-
lina, heute eine Art Museum, von Michel Angeln jun., einem in seiner Zeit
nicht unbekannten Dichter (gestorben 1646), gegründet, dessen Werke Pietro
Fanfani 1863 bei Le Monnier wieder herausgegeben hat. Ueber jenes Museum
siehe: Fabbrichesi A., Guida della Gallcria Buonarroti. Firenze, tip. delle
Murate, 1868.