AN
DIE
LESER.
Von der Stunde an, in welcher Gott der Herr durch seine
besondere Gnade mich würdigte nicht nur des Anblickes (zu
welchem gelangen zu können ich kaum gehofft hätte), sondern
der Liebe, des Gesprächs und des vertrauten Umgangs des
Michel Angelo Buonarroti, des einzigen Malers und Bildhauers,
habe ich, eine solche Wohlthat er-kexinend und als Liebhaber
seiner Kunst sowie seiner Tretflichkeit, -mich mit aller Atllinerk-
samkeit und aller I-Iingebung bemüht, nicht nur die Vorschrif-
ten zu beobachten und zusammenzustellen, die er mir über die
Kunst ertheilte, sondern auch seine Reden, Handlungen und
Gewohnheiten, so wie alles, was mir in seinem ganzen Leben
entweder des Lobes oder der Bewunderung oder der Nach-
eilierung würdig schien, und zwar in der Absicht, seiner Zeit
dartilwer zu schreiben, sowohl um ihm einigen Dank abzustatten
für die Linendlichen VerpHichtLmgen, die ich ihm schulde, so
wie um auch Andern durch die Bemerkungen und das Beispiel
eines solchen Mannes förderlich zu sein, da man wohl weiss,
wie viel unsere Zeit und die zukünftige ihm verpflichtet ist,
indem sie von seinen Werken so viel Erleuchtung erhalten hat,
was sich leicht erkennen lässt, wenn man die derjenigen betrachÄ
tet, die vor ihm geblüht haben. Ich habe also zwei Vorraths-
kannneriyvon seinen Sachen gemacht, die eine von dem, was
die Kunst betrifft, die andere über das Leben. Und während
alle beide vorwärts schreiten, theils vermehrt, theils verarbeitet
Werden, ist der Zufall eingetreten, dass ich aus doppelter Ur-
sache gezwungen bin, den Bericht über das Leben zu beeilen,
ja sogar zu überstürzen. Erstlich, weil es Einige gibt, welche,
indem sie über diesen seltenen Mann schrieben, ohne ihn (wie