VERGLEICHUNG DES VASARI UND CONDIVI.
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Reihe von apte dictis des Meisters.
Beschluss.
Die Uebernahme der Arbeiten
von St. Peter (226), das Motu-
proprio des Papstes, das Modell
wohl angeregt durch Condivi
LXL, doch weit eingehender
durchgeführt, denn Condivi hat
sich so treu an die erste Aus-
gabe des Vasari gefallen, dass
er gleichfalls nach dem Bericht
über die Arbeiten in der Pauls-
capelle nur wenig einzelne Werke
Michel Angel0's mehr anführt
und den Rest seiner Schrift zur
Schilderung des Allgemeinen, des
Charakters, der Lebensverhält-
nisse etc. verwendete. Er schrieb
ja auch bloss drei Jahre nach
dem Erscheinen der Torren-
tina, wogegen freilich Vasari
jetzt nach achtzehn Jahren aus-
führlicher sein konnte. S0 ist
denn Alles, was folgt, VasarPs Er-
innerung an den grossen Mann,
dem er selbst im Leben nahe-
gestanden und von hier an
kein Bezug auf die Arbeit
C0ndivi's mehr wahrzunehmen,
wenn er nicht vielleicht noch
die
eine
oder
andere
Anekdote
oder irgend einen Zug aus dem
Leben Michel Angelds dieser
Quelle entnommen hat.
Von unserem modernen Gesichtspunkte, den Vasari einen
Abschreiber im übeln Sinne zu nennen, haben wir kein Recht.
Die alte Zeit dachte anders über das literarische Eigenthum, als
die gegenwärtige. Was Neues vorlag, zu benützen, auch ohne
Quellenangabe zu benützen, hat sich kein alter Autor gescheut,