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LEICHEN REDE
DES
VARCHT.
über die einzelnen Schöpfungen des Künstlers eingehender ge-
schrieben haben).
Ueber die Werke der dritten Kunst, Michel Angelds
Bauten, geht Varchi absichtlich Hüchtig hinweg, er sagt, die
Zeit erlaube es ihm nicht, ebenso ausführlich zu sein, wie in
den vorhergehenden Theilen, er nennt ihn den Erlinder einer
neuen Lieblichkeit in der Architektur, über deren Verdienste
Vitruv, wenn er neu zum Leben erstünde, neuerdings Bücher
schreiben würde. Kurz erwähnt werden die Fabbrica von St. Peter
und die Arbeiten an der Sacristei und die Stiege in Florenz,
sowie das Modell der Fzicade von S. Lorenzo. Im Folgenden
macht sich der Redner mit einem ziemlich schwulstigen Ueber-
gange, zu dem er die alten Philosophen zu Hilfe nimmt, an
die Schilderung des Charakters und hervorstechender Züge aus
Michel Angelds Lebensgeschichte. Hiebei wird die Gewaltthätig-
kcit des Torrigiano erzählt, die Cabalen des Bramante, die
Belagerung von Florenz sammt dem Antheil, den der Künstler
daran hatte, die Nachstellungen seiner Feinde, die Verleumdungen
aus Anlass seines Entweichens aus dieser Stadt.
Der Verfasser entwickelt seine Gründe wider die fäilschliche
Beschuldigung der Habsucht und bringt zahlreiche Beispiele,
welche Michel Angelds Wohlthäitigkeitssinn beweisen. Er gab
oft bis fünfzig Scudi im Tage den Armen, stattete achtund-
zwanzig heirathsfähige arme Mädchen aus etc. Darauf folgt die
Vertheidigung seiner Vorliebe für die Einsamkeit.
Michel Angelo verspricht den Mönchen von Santa Croce
in Florenz, ihr Gotteshaus auf's Prächtigste zu schmücken, wo-
gegen sie ihm eine Grabstelle daselbst gestatten sollen, ein Plan,
der später dann an der Böswilligkeit Anderer scheiterte. Der
Meister setzte von nun an keinen Fuss mehr in jene Kirche.
Sein Urtheil über die Thüren des Baptisteritims desgleichen
über den Marcus des Donatello in Or San Michele des-
gleichen über den KLIPPCÜDHLI des Brunnelleschi bei Gelegenheit
der Errichtung der Kuppellaiterne in San Lorenzo. Sein Ausspruch
bei Gelegenheit der Anfertigung eines Laokoon, dessen Urheber
die Antike übertroffen zu haben behauptete. Beachtenswerth
dürfte Varchi's Bemerkung sein: "Raphael von Urbino, welcher
in der Malerei (wenn Buonarroti nicht gewesen wäre)