LEICHENRI
V ARC
nahm er den Vertrag an, nach vielen Entschuldigungen seines
Ungenügens, da er sehr bescheiden war und wohl einsah,
dass ihm Solches mehr aus Missgunst bereitet sei, als aus einem
anderen Grunde, und weil er dachte, dass es dem Rafael von
Urbino nicht gelingen und nach seinem Willen gehen solle. Und
er allein, ohne die geringste anderweitige Unterstützung, entwarf
dort die Geschichte der Weltschöpfung vor Allem, und dann
ausser verschiedenen und vielen andern göttlichen Zierden fast
das ganze alte Testament und hatte es im Zeitraume von zwanzig
Monaten fertig gebracht." (Folgen Lobeserhebungen.)
„Nach vielen, vielen Jahren, als Papst Julius, Papst Leo
und Papst Hadrian gestorben waren, kam dem Papste Clemens,
da er höchst kundig war und sehr viel an allen und jeden edlen
Künsten Freude fand, der Wunsch, durch Michel Angelo noch
die Wände derselben Capelle malen zu lassen; und er gab ihm
als Aufgabe, damit er den weitesten Spielraum, seine "Füchtig-
keit zu zeigen, habe, den grossen und schreckenvollen Tag des
letzten allgemeinen Gerichtes. Michel Angelo hatte einen Ver-
schlag von Brettern machen lassen, die Zeichnung des Cartons
begonnen und machte sich an das Studium, welches er aus
guten Gründen, die ich nicht aufzuzählen brauche, nach Noth-
weildigkeit verlängerte. Inzwischen war Papst Clemens gestorben,
und zum obersten Pontifex wurde Alexander, der Cardinal
Farnese, gewählt, welcher sich Papst Paul III. nannte. Er war
eines hohen Sinnes und von seltener Weisheit, wollte dann, dass
Michel Angelo das begonnene Werk verfolge und fertig bringe.
Und Michel Angele, von Seiner Heiligkeit geschmeichelt, be-
günstigt und mit Wohlthaten überhäuft, that dem also." (Folgen
wieder belebende Phrasen.)
„Noch spreche ich von einer andern Capelle, nach dem Namen
Papst Paul's llI. die Paulimsche genannt, welche die letzte Sache
war, die er gemalt hat. Er hatte damals schon fünfundsiebeiazig
Jahre. Aus diesen Dingen geht es deutlich hervor, dass Michel
Angelo wahrhaftig der vollkommenste Maler gewesen."
„Was die Sculptur betrifft, so ist zu wissen, dass Lorenzo
de' Medici, der Alte (dem nach Verdienst der Name Magnifico
gegeben worden), sowie er auf's Wunderbarste jegliche Art von
Tüchtigkeit verstand und sich daran ergötzte, auf's Wundersamste
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