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LEICHENRI
DE DES
VARCHI.
als er es im Saale del Papa zeigte, dahin alle Leute, soviel in
Florenz waren, mit unglaublichem Gedränge zusammenströniteii.
Alle waren von der Kunst betroffen, ergriffen, erstaunt, und Alle
von Verwunderung erfüllt etc."
„Dies war jener Carton, welcher allen Denen, die ihn
studirten jetzt dies, jetzt ein Anderes nachahmend das
Zeichnen und Malen durch viele Jahre hindurch lehrte. Deren
waren Unzählige, und zwar unter den Anderen (und von den
Ausländern nicht zu reden, die aus verschiedenen Theilen der
Welt kamen) Aristotele da San Gallo, Giuliano Bugiartlini, Fran-
cesco Granacci, Francia Bigio, l' Indaco vecchio, zägnolo da
Damiano, Lorenzo del Campanajo, Jacopo di Sandro, Ridolfo
di Domenico Ghirlandajo, il Rosso, Maturino, Andrea del Sarto,
Perino del Vaga, Jacopo da Puntormo, Niccolo, gen. il Tribolo,
und Jacopo Sansovino, welcher allein Linter so vielen und so
grossen Meistern nicht minder jetzt als Architekt wie als voll-
endeter Bildhauer durch Gottes, Gnade noch heute lebt. Der
Ruf von diesem wunderbarsten und auch Wundervollsten Carton,
der durch verschiedene und sehr bedeutende Zufälle nicht zur
Ausführung kam, verbreitete sich rasch über ganz Italien, wie
auch noch nach vielen Jahren, als er in vielen Stücken war
und ihn die Maler im Hause der Medici, wohin sie gebracht
worden waren, abzeichneten. Es wurden viele Fragmente daraus
gemacht und weggeschleppt, welche Dinge man in Florenz und
an anderen Orten tiufbewahrt und werth hält, wie die Heilig-
thümer und des Aufhebens würdige Sachen werth geschätzt zu
werden pflegen und es auch sollen."
„Dieser so oft belobte und nach Gebühr so oft empfohlene
Carton war Ursache, dass Papst Julius IL, welcher das Andenken
Papst Sixtus IV., seines Oheims, ehren wollte, so gut er es ver-
mochte, und erhalten, so lange er könnte, wünschte, dass Michel
Angelo, den er mit Hilfe des Giuliano da San Gallo aus Bologna
hatte rufen lassen, unter allen Bedingungen das Gewölbe seiner
Capelle im päpstlichen Palaste im Vatican malen solle. Obwohl
nun Michel Angelo noch nie a fresco gemalt hatte und gar
wohl Wusste, wie gross und gefährlich die Schwierigkeit sei,
ein Gewölbe in solcher Manier auszumalen, welche schier eine
Arbeit auf's Gerathewohl ist, oder doch voll Unvorgesehenem, so