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ES MICHEL ANGELO BUONARROTI.
sich von dem Verkehre mitdcn Menschen fast ganz abwendete und
nur ausnahmsweise mit einigen Wenigen umging. Deshalb wurde
er von den Einen fünstolz gehalten, und von den Andern für
absonderlich phantastisch, während er weder den einen noch den
andern Fehler hatte, sondern (wie dies vielen vortrefflichen
Männern gegangen ist) die Liebe zur Arbeit und die beständige
Ausübung der Kunst machten ihn einsam, und er fand in ihnen
so sehr seine Freude und seine Befriedigung, dass die Gesellschaft
ihm nicht nur kein Vergnügen machte, sondern ihm Verdruss
bereitete, weil sie ihn von seinen Gedanken abwendete und er
(wie man es von dem grossen Scipio zu erzählen pflegt) niemals
weniger allein war, als wenn er allein war.
LXIII. Jedoch hat er gerne Freundschaft gehalten mit
Jenen, aus deren tugendhaftem und gelehrten Gespräche er einigen
Gewinn ziehen konnte, und in denen ein Strahl der Vortrefflich-
keit auflcuchtete, wie mit dem hochwürdigsten und erlauchten
Monsignoi" Polo, wegen seiner seltenen Tugenden und seiner
tinvergleichlichen Güte, gleicherweise mit dem Cardinal Crispo,
meinem hochwürdigsten Patron, weil er in ihm, ausser vielen
guten Eigenschaften, einen seltenen und ausgezeichneten Verstand
gefunden; auch war er noch dem hochwürdigsten Cardinal Santa
Croce sehr zugethan, einem höchst würdigen und klugen Mann,
von dem ich oftmals auf das Ehrenvollste habe sprechen hören,
und vom hochwürdigen Maffei, dessen Güte und Einsicht er immer
gepriesen hat, und überhaupt liebt und verehrt er alle Anhänger
des Hauses Farnese wegen des lebhaften Andenkens, in welchem
er den Papst Paul hält, dessen er mit grösster Ehrfurcht gedenkt
und ihn stets einen guten und heiligen Alten nennt; so auch
mit dem hochwürdigsten Patriarchen von Jerusalem, dem früheren
Bischof von Cesena, mit welchem er längere Zeit in grosser
Vertraulichkeit verkehrt hat, als Einer, der an einer so reinen
und freien Seele grosses Gefallen fand. Ueberdies war er sehr
genau befreundet mit meinem hochwürdigsten Patron, dem
Cardinal Ridolü guten Angedenkens, dem Schutzhafen aller
Tugendhaften. Es gäbe da noch einige Andere, die ich übergehe,
um nicht weitläufig zu werden, wie Monsignor Claudius Tolomei,
Herr Lorenzo Ridolfi , Herr Donato Gianotti, Herr Leonardo
Malespini, der Lottino, Herr Thomas del Cavaliere und andere