Pieter Saenredam.
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banden. Das städtische „Museum van oudheden" in Utrecht be-
sitzt eine grössere Anzahl Zeichnungen dieses Meisters, welche
Utrechter Bauwerke, darunter auch fünf vom Jahre 1636, welche
dieMarienkirche darstellen (N0. 2058-2062.). Die eine derselben
(N0. 2061.) entspricht genau dem vorliegenden Bilde. Eine
grosse, in Oel gemalte perspektivische Innenansicht der Kirche,
von Westen nach dem Chor genommen, aus dem Jahre 1641
von Saenredam besitzt das niederländische Museum im Haag,
und eine äussere Ansicht der Kirche von demselben das
Museum Boymans in Rotterdam (N0. 255.).
Was den springenden Stier angeht, den auf unserm Bilde
einige Leute angafien, so ist er erhalten und wird in demselben
„Museum van oudheden" zu Utrecht aufbewahrt (N0.
Bei Abschrift der Inschrift unter demselben hat aber der Maler
einen Fehler gemacht, indem er statt solidata irrig solidati
schrieb. Die zwei Verse lauten daher richtig so:
artig: puäteritaä 1111m: 1.12: um 52:11h! matte?
tantiniä tutiümä fuuhn äniihata rulfxialjt.
oder
Zll
deutsch:
Vernimm, Nachwelt, auf dass du es in deine Jahrhunderte erzählest:
Diese Säule ist auf Stierhäuten im Boden gegründet.
Die über dem Stier stehende Jahreszahl "meozäi" hat
Saenredam fortgelassen. Herr Stadtarchivar S. Muller in
Utrecht hat die Güte gehabt, zur Erläuterung folgendes brief-
lich mitzutheilen: "Beim Bau der Marienkirche (von Kaiser
Heinrich IV. nach dem Muster einer verwüsteten Mailänder
Kirche gegründet) fand sich eine Quelle, die den Boden so
unsicher machte, dass eine Säule nicht gefestet werden konnte.
Ein friesischer Baumeister soll endlich die Sache fertig ge-
bracht haben, indem er Ochsenhäute den Fundamenten
unterlegen liess. Als die Marienkirche 1810 niedergelegt wurde,
fand sich indessen unter der Säule nichts."
Zu den Nachrichten des Corn. de Bie (S. 246.) über das
Leben Pieter Saenredam's, die Houbraken (l. S. 174.) wieder_
holt und unter denen die Angabe des Geburtsjahres 1597 wohl