394
Die holländische Schule:
VIII.
Die Landschafts-
und Thiermaler
Ich möchte glauben, dass sich aus den Papieren des Staats-
Archives in Berlin, wo die älteren Akten der Kunstakademie
und, wenn ich nicht irre, auch diejenigen der Hofverwaltung
sich befinden, noch manches zur niederländischen Kunstge-
schichte des siebzehnten Jahrhunderts, und damit gewiss auch
über Abraham Begeyn ermitteln liesse. Der grosse Kurfürst,
welcher, wie bekannt, persönlich Holland sehr nahe stand,
hatte verschiedene hölländische und auch einige vlämische
Künstler nach Berlin berufen, und sein Sohn Friedrich hatte
ihm hierin nachgeeifert. So waren zwischen 1640 und 17i3
eine Menge niederländischer Maler in Berlin, dauernd oder
vorübergehend, thätig, über welche sich gewiss noch Nachrichten
werden ans Licht fördern lassen. Ich nenne hier nur die Namen
einiger Meister, welche durch Werke im hiesigen Museum
vertreten sind: Hendrik de Fromantiou, Ottomar Pllliger,
Willem van Royen, Wallerant Vaillant, R. Nooms-
Zeemann, die beiden Terwesten Augustin und Matthäus,
Karl Silva du Bois, C. A. Begeyn und Michael Carree.
Sicher wird man auch noch eine Reihe von Werken dieser
und anderer niederländischer Künstler in den königlichen
Schlössern zu Berlin, Potsdam und Charlottenburg nachweisen
können. Vielleicht gefüllt es einem meiner geehrten Fachge-
nossen in Berlin, sich dieser Angelegenheit anzunehmen.
Ueber C. A. Begeyn's Werke grössere Malereien, Staiielei-
bilder und Zeichnungen sowie auch über Stiche nach ihm
geben die genannten Schriftsteller, sowie auch Kramm (I. S. 69.)
Auskunft; seine eigenen Radirungen, 10 an der Zahl, sind von
Ph. van der Kellen (Le peintre-graveur holl. etc. S. 13 ff.)
beschrieben. In den meisten dieser Werke zeigt er sich seinem
Altersgenossen Nikolaas Berchem verwandt, und die kunst-
geschichtlichen Bücher pflegen ihn auch der Gruppe, als deren
Haupt Berchem anzusehen ist, einzureihen. Doch ist er, wie
schon bemerkt, kein einseitiger oder ausschliesslicher Nach-
ahmer oder Nachfolger dieses Meisters.