Volltext: Die niederländischen Schulen im herzoglichen Museum zu Braunschweig (Bd. 2)

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Die vlämische Schule: 
Adriaen Key  
bereits seit 1836 die sämmtlichen gedruckten Verzeichnisse 
dieses Gemälde als ein Werk des Karel van Moor auf. Dass 
man zu der Ueberzeugung gelangen musste, dasselbe rühre 
nicht von Floris her, würde schon eine oberflächliche Ver- 
gleichung mit dem "Falkenjizger" dieses Meisters (N0. 101.) er- 
klären, dass man das Bild aber mit dem Namen des Karel 
van Moor belegte und dass man dann diese Benennung auch 
im guten Glauben beibehielt, ist schwer zu verstehen. Denn 
das Bild trägt deutlich das allgemeine Gepräge der vlämischen 
Schule aus der Zeit gegen das Ende des sechszehnten Jahr- 
hunderts, und Karel van Moor war ein Künstler, der über 
100 Jahre später in Holland wirkte, erst 1738 starb und sich 
zum Theil durch erhebliche barocke Züge in seinen Malereien 
charakterisirt, wie man dies z. B. in sehr treffender Weise auf 
dessen Regentenstück im städtischen Museum des Haag (N0. 40.) 
sehen kann, welches die nlllzfglzkder des Railies dieser Stadt im 
jalzre 1717" darstellt; ein in seiner Art zwar nicht untüchtiges 
Werk aber doch ein barock und kraftlos glattes Gemälde. 
Diese Sache ist so klar, die Unmöglichkeit der Zusammenge- 
hörigkeit KarePs van Moor und des vorliegenden Bildes so 
augenfällig, dass es unnütz wäre, hierüber noch ein Wort zu 
sagen. 
Sollte aber nicht vielleicht eine Verwechselung vorliegen 
und der erste Namengeber eigentlich Antonis Mor (1- 1581.) 
gemeint haben? Es liesse sich dies aber doch nur annehmen, 
wenn man demselben eine erhebliche Unkenntniss in kunst- 
geschichtlichen Dingen oder eine sehr grosse Flüchtigkeit 
unterstellen wollte, wozu man doch ohne bestimmte Gründe 
nicht berechtigt sein kann. Zudem aber muss ich meinestheils 
hervorheben, dass ich bis jetzt noch kein Bildniss von der 
Hand des Antonis Mor angetroffen habe, welches im maleri- 
schen Charakter, in der Technik und Behandlungsart mit 
diesem Bilde stimmte. Antonis ist immer sicherer und kühner, 
in der Pinselführung breiter und in den Schatten kräftiger. 
Ein Vergleich des vorliegenden Bildes mit der neben demselben 
hängenden N0. 118 wird dies bestätigen: beide Werke können 
nicht von einem und demselben Maler herrühren. Und so
	        
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