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Die
lündische Schule:
VIII.
Die Landschafts-
und
'l'hiermaler.
steht's. Kramm sagt, dass er dem "Immerzeefschen Lebens-
berichte beifügen müsse, dat hij, volgens Descamps, in 1687, te
Amsterdam, zou zijn overleden." Gut, also Descamps aufge-
schlagen. Aber Descamps (II. S. 375.) schreibt im Gegentheil:
„On ne scait pas le temps de la mort de Lingelbac." Wo aber
hat denn nun Kramm seine falsche Nachricht her, denn dass
er Descamps selbst nicht aufgeschlagen hat, ist ja sonnenklar.
Nagler (VII. S. 54.2.) sagt nun: „Lingelbach starb in Amsterdam
x687, wie Descamps und Andere wissen Wollen." Also daraus
hat Kramm sein „volgens Descamps" geschöpft. Aber auch
Nagler hat Descamps nicht angesehen, denn Descamps er-
klärt ja gerade, dass man nicht wisse, wann Lingelbach ge-
storben sei. Welches ist also wieder dessen Quelle? Füssli
(I. S. 369.) giebt nun einen etwa 25 Zeilen langen Artikel über
Lingelbach, der im wesentlichen auf Descamps, also eigent-
lich auf Houbraken zurückzuführen ist, aber er schiebt, wo
er von des Künstlers Rückkehr nach Amsterdam im Jahre 1650
berichtet, die Worte ein „wo er 1687 starb", und er vermerkt
am Schlusse des kleinen Artikels: "Descamps. T. 2. p. 372".
Er hat also im wesentlichen diesen Schriftsteller benutzt; woher
er aber das Todesjahr hat, vermochte ich lange nicht zu er-
mitteln, bis ich endlich an den unseeligen Pilkington, der alle
Geburts- und Todesjahre wissen wollte, dachte. Wahrhaftig:
„ . thisingenious artist died in 1687." Dies ist die falsche,
gefälschte oder erlogene Nachricht, die Füssli auf Treu und
Glauben angenommen hat.
"Joannes Lingelbach, van Francfort aen de Main" er-
warb am 31 Oktober 1653 zu Amsterdam das Bürgerrecht
durch Heirath. (Scheltema, Rembrandt. S. 71.) Die Heirath
selbst hatte im April desselben Jahres stattgefunden, wie
Havard (II. S. 182.) durch Mittheilung der standesamtlichen
Eintragung nachweist; wenn in derselben jedoch das Alter
LingelbacHs mit 29 Jahren angegeben wird, so ist dies irrig;
Lingelbach war im April 1653 bereits 30 oder genauer Jahre
alt. Verrnuthlich hat Havard falsch gelesen.
Lingelbach ist bekanntlich ein Meister, der nicht nur sehr
verschiedenartige Stoffe dargestellt, sondern dieselben auch in
sehr verschiedenartigen Behandlungsweisen vorgetragen hat,