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Die
holländische Schule:
ldniss-
Spätere Bi
und Geschichtsmaler.
Gewiss werden nicht wenige Kunstfreunde der Ansicht
sein, dass diese Bilder nicht der Wandfläche werth sind, die
sie bedecken; und ich kann, wenn nur eine rein künstlerische
Beurtheilung Platz greifen soll, kaum widersprechen. Denn
die Bilder sind mehr oder weniger cntartend. Aber darin
eben liegt ihre Bedeutung, die eine rein geschichtliche ist und
den Vorfall der holländischen Malerei veranschaulicht. Man
bemerkt in der „ Wrleimdzgungr" noch deutlich die Ueberlieferung
der guten holländischen Malart und in den Tönen den
Einfluss der Rembrandfschen Schule; aber zugleich macht
sich ein Streben nach Verschönerung der Form geltend, das
sich an die Italiener lehnt, das aber noch mit Maass und Ge-
wandtheit verbunden ist, sodass dies Stück noch vergleichs-
weise gesund erscheint. Aber schon in den beiden mytho-
logischen Stücken tritt die Ausschliesslichkeit der italienischen
Nachahmung mit aller ihrer Gemachtheit und Uebertreibung
auf; ja in der Zeichnung der Kindergestalten mit den starken
Köpfen erscheint Voorhout fast als ein Vorläufer des Francois
Boucher. (r7o4_1770.) Der "Sauzariter" endlich zeigt den
Künstler als ganz manieristischen Macher; der Ausdruck ist
gering, unvvahr und gekünstelt, der Ton des Nackten ungesund,
die Behandlung trocken.
Und dieser Voorhout war seiner Zeit ein beliebter Maler.
Man erkennt demnach an seinen Werken, nicht bloss wie die
alte Kunst in Holland gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts
verfiel, sondern auch wie der allgemeine Geschmack vom
nationalen Boden sich abwandte und den italianisirenden
Manierismus begünstigte.
Houbraken (lII. S. 224 ff.) giebt das Todesjahr Voorhoufs
noch nicht an, woraus man in Verbindung mit der Thatsache,
dass sein künstlerischer Nachlass am I2 Mai 1723 versteigert
wurde (Hoet, Catal. van schilderyen etc. I. S. 289.), schliessen
darf, dass er zwischen 1721, wo der dritte Band von Houbraken
erschien, und dem Frühjahr 1723 gestorben sei, vermuthlich
nicht lange vor dem letzteren Zeitpunkte. Unter dem Nachlasse
befanden sich auch zwei Stücke "Dimm und Enajvzziovz" und
„Venux und Cupzäa", von fast gleicher Grösse wie die beiden
vorliegenden Stücke derselben Gegenstände in ihren gegen-