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Die
ländische Schule:
Spätere Bildniss-
und Geschichtsmaler.
Backer in Bezug auf die fraglichen vier Bilder, welche zuletzt
dem Jakob Backer zugeeignet waren, nachgewiesen.
Ueber Adriaetfs Lebensgeschichte weiss man wenig.
Houbraken (III. S. 186.) meldet, dass er ein Bruderssohn von
Jakob Backer gewesen und im Jahre 1686 gestorben sei.
Woher die weitere Angabe, welche sich an verschiedenen
Orten, wie z. B. bei Burger (II. S. im Kataloge von Ant-
werpen, in Jul. Meyer's Allg. Künstlerlex. (II. S. 519.) und auch
im Blasiuäschen Kataloge von 1868 findet, dass er 1643 geboren
sei, stammt, ist nicht zu ersehen; Immerzeel und Kramm kennen
sie nicht. Jedenfalls ist sie falsch. Adriaen Backer war nach
urkundlichem Ausweise (Kat. von Amsterdam. Ausg. v. 1880.
S. 27.) 1669 33 Jahre ait, er also war 1636 geboren.
Wie die vorliegenden Bilder zeigen, lehnte er sich an die
Ueberlieferungen der Utrechter Schule, besonders in Hinsicht
der Farbenhaltung seiner Werke. Und es scheint fast als ob
diese Anlehnung durch den Jan van Bronchorst, von
welchem das Museum drei Gemälde besitzt (S. 185.), vermittelt
worden sei. Denn der Kopf des Hirten auf Backei-"s "srßlayfcn-
dem iMädclzen", N0. 522, stimmt auffällig mit dem jungen, die
Guitarre spielenden Manne, ganz rechts auf dem hiesigen Bilde
des Jan van Bronchorst vom Jahre 1644, N0. 506, in Haltung,
Haaren, Augen u. s. w. überein. Hiernach müssen also jeden-
falls Beziehungen zwischen beiden Werken und beiden Meistern
stattgefunden haben.
Nach den hiesigen Werken des Adriaen Backer zu ur-
theilen, huldigte er anfangs einem zum Theil sehr ausschreiten-
den Naturalismus, wie besonders die "Dimm und Ezzrßvzzzbxz."
veranschaulicht, aber er kehrte dann ganz und gar zu den
italienischen Vorbildern, ja selbst zur Antike zurück, wie der
„Raub der Sabirzerizznerz" sehr bestimmt zeigt. Da sieht man
einen Faltenwurf nach antikem Muster, Stellungen nach Rafael,
Schatten nach Correggio und anderes mehr. Die Formen-
gebung, besonders der Gesichter und Hände, strebt zum Idealen,
die Färbung verlässt ganz den eigenthümlichen Boden, den
die holländische Schule sich erworben hatte. Der akademische
Eklektizismus erscheint hier wieder in voller Blüthe.