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Die holländische Schule:
Spätere Bildniss-
und Geschichtsmaler.
gelobt, der den Beinamen „Van Dyck im kleinen" hatte. Auch
wurde er Gerards, wie Houbraken angiebt, genannt oder
Gerars, Geraers und Geraerts, wie der Name auf Stichen nach
ihm von W. Vaillant geschrieben ist.
Das vorliegende Werk lässt nun allerdings von diesem
Verhältniss zu van Dyck nichts erkennen. Im Gegentheil, es
stimmt überein mit einem Gemälde des Abraham van den
Tempel im Museum zu Berlin (N0. 858.). Doch sind die
beiden Persönlichkeiten auf diesem letzteren Bilde in ganzer
Figur dargestellt, und der Vortrag ist erheblich freier und
schöner. Schon Waagen, der doch dies Berliner Bild aus
täglichem Umgange genau kannte, war, wie aus seinem im
Leipziger Museum aufbewahrten Handexemplar des hiesigen
Kataloges ersichtlich ist, der Meinung, dass das hiesige „minder
geistreich und wohl eine alte Schulkopie" sei. Diese Ansicht
dürfte ganz richtig sein, und sie wird dadurch gestützt, dass
der Kopist seinen eigenen Namen auf die Kopie gesetzt hat, was
doch nur ein Anfänger, um sich einmal auf Leinwand geschrieben
zu sehen, im Vollgefühle junger Künstlerschaft thut. Gerard
van Zyl mag also dies Bild ungefähr in seinem zwanzigsten
Jahre, um 1635 oder etwas später, bevor er nach England ging,
gemacht haben, Doch bliebe auch die Möglichkeit offen, dass
er erst nach seiner Heimkehr, um sich wieder der holländischen
Art zu nähern, das Gemälde Abraham van den TempePs kopirt
habe, denn dieser kann kaum älter als er selbst gewesen sein.
Die Bezeichnung des Bildes ist fast in Einem Zuge flott
mit dünner Farbe hingeschrieben und schliesst den im letzten
Blasiudschen Kataloge ausgesprochenen Gedanken, dass sie
„wahrscheinlich gefälscht" sei, doch unbedingt aus. Wer würde
auch den Namen eines Meisters fälschen, von dem man selbst
kaum noch ein Gemälde nachweisen dürfte! Die Stiche nach
ihm lassen ihn als gewandten Künstler erkennen, und nament-
lich zeigt das "Büdnzks des Govert Flzäzck", welches Abr.
Blooteling gestochen und W. Vaillant geschabt hat, ihn
als tüchtigen Meister.
Das vorliegende Bild wurde im Jahre 1847 einzeln er-
worben.