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Die holländische Schule:
Rembrandt.
Unter den in der vorstehenden Untersuchung behandelten
Bildern Rembrandfs sind nun allerdings ja einige, deren Echt-
heit sich theils nicht behaupten, theils durchaus bestreiten lässt.
Aber andererseits befinden sich darunter auch fünf über allem
Zweifel erhabene Meisterwerke von grössestem Werthe. Und
diese in ihrer Gesammtheit wieder veranschaulichen auf die
glücklichste Weise die drei Epochen, in welche man die ge-
sammte Kunstthätigkeit Rembrandfs zu theilen pflegt. Die
beiden Bildnisse von 1631 und 1633 vertreten die erste Epoche,
wo eine feinere Behandlungsweise und minder glühende oder
vergleichsweise kühlere Töne vorhersehen. Die njllagdalena"
von 1651 und die wundervolle "Landschaft" bezeichnen die
zweite Periode, welche die gefeiertesten Hauptwerke des Meisters
umfasst und im Allgemeinen durch eine breitere Behandlungs-
weise, durch wärmere Töne und geringeren Farbenreichthum,
durch geschlossene Lichtwirkungen und die höchste Ent-
faltung der Halbschatten und des Helldunkels bestimmt wird.
Endlich ist das grosse nlüzmilienbild" der glänzendste Vertreter
der letzten Periode, wo die breite Behandlungsweise die
äusserste Grenze erreicht und wo in dem geistvollen Vortrage
fast alle genialen und grossen Eigenschaften des Künstlers
noch zu einem letzten, staunenswerthen Ausdrucke gelangen.
Diese unschätzbaren Werke bilden eine wahre Grundlage
für das Studium Rembrandts Leider können ihre Vorzüge,
die zum Theil in den grössten und zartesten malerischen
Feinheiten bestehen, in der jetzigen, steil von oben ein-
fallenden Beleuchtung nicht vollkommen erkannt und ge-
würdigt werden: dazu gehörte das vorzüglichste Seitenlicht;
und es ist nicht möglich, dies den Bildern jetzt zu verschaffen,
da die Raumverhältnisse des Museums hier unüberwindliche
Hindernisse entgegenstellen.