Rembrandt Harmensz van Rijn.
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Anschauen dieser Malerei erklang auf einmal in meiner Ein-
bildungskraft die funkelnde Pracht von einem der Beethoven'
sehen Finales. Die Ausführung ist so wildfeurig und zugleich
mit so viel Meisterschaft in dem Ungestüm, dass wir wie an
den Fleck genagelt sind durch den überwältigenden Eindruck.
Von nahebei erscheinen einige Theile blos wie Packen Farbe
oder wie breite, nun mal flache, dann wieder erhabene Züge;
bei einigem Abstand verbindet sich Alles und schmilzt in eine
herrliche Einheit zusammen, und was rauh und oberflächlich
schien, wird fein und tief. S0 z. B. die Hand der Frau, wie
die des Bürgermeisters Six in Amsterdam mit breitem Pinsel
wie gefegt, aber bei gehörigem Abstand ganz vollendet in
Form und Bewegung. Bewundernd verweilten wir lange Zeit
vor dieser Malerei. Sie hat das Geheimnissvolle, das in einigen
Kunstwerken uns so seltsam bezaubert. Und als wir wieder
zum Bewusstsein zurückgekehrt waren, hatten wir das Gefühl,
einen schönen Traum geträumt zu haben, aber wir können in
Worten keine Rechenschaft davon geben." (Vogels van diverse
pluimage. III. S. 71.)
Das Werk geht in allen Verzeichnissen der herzoglichen
Gemäldesammlung als die Darstellung von „Rembrandt selllst
111i! E1214 und ßnderru" erst der letzte Blasiusische Katalog hat
diese Angabe fallen lassen. Und mit Recht. Denn das Gesicht
des Mannes hat nicht die geringste Aehnlichkeit mit einem der
zahlreichen gemalten und radirten Selbstbildnisse des Meisters,
so dass eben von einem Bildnisse Rembrandfs hier schlechter-
dings nicht die Rede sein kann; und damit entfällt wohl all,
und jeder Halt für die alte Angabe.
Es ist ferner eine verbreitete Meinung, die auch Vosmaer
theilt (S. 366.), dass der Mann und die Frau unseres Bildes
dieselben Personen seien, welche auf dem Gemälde der so-
genannten nfzzrlenllraut" im Museum van der I-loop zu
Amsterdam (N0. 95.) dargestellt sind. Ich habe, um hier ein
abschliessendes Ergebniss zu erzielen, genaue Durchzeichnungen
von den beiden Gesichtern des vorliegenden Bildes in Amsterdam
an Ort und Stelle mit denen des "dortigen Gemäldes sorgfältig
verglichen und gefunden, dass es gänzlich andere Personen
sind. Namentlich gilt dies in Hinsicht des Mannes ganz unbe-