Rembrandt Harmensz van Rijn.
24x
lässt sich nachahmen, was sich aber nicht nachmachen lässt,
das ist der volle urechte Geist des Meisters.
Ein ähnliches Ergebniss bietet ferner aber auch eine Ver-
gleichung mit dem Dresdener Exemplare. Auch dies erscheint-
durchgeistigter: die Empfindung ist inniger und unmittelbarer
ausgedrückt, der ganze Vortrag überhaupt geistreicher. Aber
auch sicherer in technischer Hinsicht erscheint dieser Vortrag,
und in der Behandlung ist er breiter; Theile des hiesigen
Bildes, namentlich der Oberkörper Christi mit dem Leintuch,
fallen in dieser Hinsicht ganz besonders gegen das Dresdener ab,
indem sie einen Mangel an Modellirung und Schattenbehandlung,
eine Aengstlichkeit der Zeichnung und Pinselführung verrathen.
So besitzt denn das Dresdener Bild in seiner Gesammterschei-
nung die Eigenschaft einer grösseren Echtheit. Dieselben
Stellen wie auf dem Münchener Bilde, rechts in der Mitte
und links unten, sind auch dort sehr gedunkelt, so dass man
im Vordergrunde kaum etwas bestimmt, namentlich die Winde
mit dem Stricke nicht, erkennt. Der Goldton in der Luft wie
in der Hauptgruppe hat etwas sehr Gediegenes. Aus diesen
Vorzügen des Dresdener Bildes folgt jedoch nun noch nicht,
dass dasselbe eine Originalarbeit Rembrandfs sei, vielmehr
muss man anerkennen, dass es doch immerhin hinter dem
Münchener Bilde zurücksteht. Auch fällt die Thatsache, dass
die Bezeichnung des Gemäldes recht verdächtig und erneuert
aussieht, doch sehr inls Gewicht.
lst aber das Dresdener Exemplar kein Original, so ist es
das hiesige erst recht- nicht. Und man wird deshalb mit um
so vorurtheilsfreierem Blicke die Bezeichnung auch dieses
letzteren betrachten können. Man wird dann bemerken, dass
dieselbe ohne Zweifel von fremder Hand gemacht ist, denn die
technische Erscheinung ist schwer und ängstlich und die letzten
Buchstaben „and f " sind derartig ungenau gestaltet, dass man nur
mit grosser Mühe sie zusammenbringt. Von der echten, wohl
bekannten Schreibweise Rembrandts ist hier nichts zu ent-
decken.
Diese Ansicht, dass das hiesige Bild eine Wiederholung
von fremder Hand sei, machte sich schon nach 1806 zu Paris,
wohin dasselbe geschleppt war, geltend. Wir finden es bei
Riegel II. I6