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Die hol
ländische Schule:
Rembrandt.
Doch erkennt man immerhin noch Formen und Gestalten,
namentlich sieht man links unten, wo hier die Winde liegt,
einen Korb und Spaten. Die Baldachinverzierung links oben
aber ist viel klarer als hier. Man überzeugt sich hierdurch,
dass in Einzelnheiten, wie auch in der Gesammterscheinung
nach Ton und Farbe und endlich in der technischen Behand-
lung starke Abweichungen des hiesigen Bildes von dem
Münchener vorliegen, aber man muss zugeben, dass diese
särnmtlich nicht der Art sind, um die Möglichkeit der Urheber-
schaft Rembrandts in Bezug auf das hiesige Bild auszu-
schliessen. Ein Umstand jedoch fällt zu Ungunsten des letzteren
in die Waage und leider ist dies ein Umstand, über welchen
sich nicht wohl reden lässt, ohne dass man die beiden Ge-
mälde neben einander vergleichend vor Augen hätte, ein Um-
stand, der in den feinsten Zügen der Kunst beruht und der
in der geistigen Durchdringung aller Theile der stofflichen
Darstellung besteht. Und nun lasst sich nicht leugnen, dass
gegen die tiefe und volle Durchgeistigung des Münchener
Bildes das hiesige doch nicht unerheblich zurücksteht. Ich bin
Wesentlich hierdurch in der Ueberzeugung bestärkt worden,
dass das hiesige Bild kein Original von des Meisters eigener,
sondern eine Wiederholung von anderer Hand ist.
Diese Ueberzeugung wird durch anderweitige Umstände
noch weiter gestützt. Zunächst darf an die „Älllleizzng der
flirten" vom Jahre 1646 in der National-Gallerie zu London
(N0. 47.) erinnert werden, die in Bezug auf allgemeine Be-
handlung der hiesigen Grablegung ähnelt, wenn sie auch
etwas breiter und mehr skizzenhaft gehalten ist. Ginge man
also nur nach äusseren Dingen, so müsste man aus dieser
Uebereinstimmung auf die Echtheit auch des hiesigen Bildes
schliessen. Aber das allein entscheidet nicht. Das Londoner
Bild ist selbst in skizzenhaften Andeutungen und unfertigen
Sachen voll von Geist und Bestimmtheit, und ganz besonders
sind die Köpfe reich an Inhalt, Ausdruck und Seele. Die
höhere Geistigkeit des Londoner Bildes bei ähnlicher allge-
meiner Behandlung muss daher gerade die Unechtheit des
hiesigen Gemäldes bestätigen. Denn die Behandlungsweise