204
Die holländische Schule:
III.
Aeltere Zeitgenossen von Rembrandt.
Verschmelzungen zeigen sich: aber der Vordergrund ist noch
bunt und hart. Vergleicht man aber unter dem dargelegten
Gesichtspunkte dies Bild mit dem neun Jahre älteren „Orlysseu:,"
so wird man erkennen, um wie viel reifer und klarer_ der
Meister in seinen künstlerischen Zielen geworden war. Dies
verhinderte ihn jedoch nicht auch fernerhin noch Gegenstände
im offenen Raume ohne geschlossene Stimmung zu malen. Als
Beispiel darf hier an die veränderte Wiederholung des „Ozz'yssezzs"
vom Jahre 1619 in Augsburg (N0. 143; abgeb. in der Gazette
d. b. arts. 1878. Febr. S. 130.) erinnert werden. Doch zeigt
auch das vorliegende Bild eine grosse Weiterentwickelung. In
der Einzeldurchführung ist Alles reifer geworden. Zwar er-
scheinen die Schatten, besonders in dem nackten Odysseus noch
hart, aber es zeigen sich auch glückliche Versuche von Halb-
schatten. Besonders auffällig tritt in diesem Bilde die Mischung
von akademischen Zügen, wie sie in der Wahl des Gegenstandes,
dem Styl der Gewänder und anderen Dingen wahrzunehmen
sind, mit dem zur Herrschaft gelangenden Naturalismus hervor.
welcher veredelt wird durch eine glückliche Farbenstellung
und bedeutende Ansätze der späteren Stimmungsmalerei.
Die in früheren Katalogen angegebene Jahreszahl 1613 in
der Bezeichnung des „Da'vz'd" ist falsch; es ist deutlich und
ohne allen Zweifel 1618. Die oben abgeplattete 8 istdieselbe
wie auf der "Flzzrlz! nur]; biegjyßtevz" von 1608 in Rotterdam.
(N0. 145.)
Der "ffinrlervlorzl" (N0. 449.) ist nicht bezeichnet, allein
wenn man den mangelhaften, zum Theil äusserlich gemachten
Ausdruck vieler Köpfe, im Vergleich mit späteren Arbeiten
des Meisters, beachtet, so wird man es für ein jüngeres Werk
Lastman's halten müssen. Auch die malerische Behandlung,
namentlich die an einigen Stellen auffällig angebrachten Halb-
schatten, welche aus der Schule des Cornelius von Haar-
lem herstammen, und das Braun im Vordergrunde, welches der
vlärnischen Schule entlehnt ist, spricht hierfür. Man möchte
das Bild in die erste Zeit des römischen Aufenthaltes setzen.
Es ist, nach Ausweis des handschriftlichen Verzeichnisses von
1744 im Jahre 1738 gekauft worden, und es wird jedenfalls
ein echtes Bild Lastman's sein. Allerdings spricht E. Michel