Jan van Ravesteyn,
199
Das erste dieser Gemälde ging seit Eberlein (I. Gall.
N0. 39.) als "Bildnirs einer unbekannten Familie", und erst die
Blasiusschen Kataloge gaben es als ußillinzks des Malers und
dessen Fanzilge" aus. Jedoch durchaus mit Unrecht, denn die
bekannten Bildnisse Ravesteyms stimmen nicht mit dem des
Vaters auf dem vorliegenden Bilde. Ravesteyn hat sich selbst
auf einem im Rathhause des Haag befindlichen Schützenstücke
(N0. 13.) abgebildet, und dieser Kopf ist ein ganz anderer:
niedrig und blass, mit ziemlich tief liegenden, ruhigen Augen
und blondem Haar. Und auch der Stich, den Paul Pontius
nach A. van Dyck ausgeführt hat, zeigt gänzlich abweichende
Zuge. Es ist deshalb völlig unmöglich, Ravesteyn in dem hier
abgebildeten Familienvater zu erkennen.
Die Entstehungszeit dieses Bildes lässt sich durch die
Aehnlichkeit der Behandlung mit dem zweiten der hiesigen
Stücke, welches die Jahreszahl 1622 trägt, wie mit dem „1cIezZ'-
Zielzen Bzldnzkse" (N0. 275.) in Brüssel von 1616 annähernd be-
stimmen. Letzteres hat namentlich im Fleisch auch etwas von
den kälteren, kreidigen Tönen und dem härteren Roth der
hiesigen Bilder. Ravesteyn malte Anfangs in bestimmter etwas
harter Zeichnung nach der früheren Art des Mierevelt, wie
z. B. das nßildniss des L. Lymnzlzzglzen van den Berglze" in Gotha
(N0. die nßildnzsse des Vrjydagrs zum Vollezzlzoven um! dessen
Frau" in Lille (N0. 436 und 437.) und wie auch der weisse
Spitzenkragen auf dem eben erwähnten Bilde in Brüssel ge-
halten ist. Dann entwickelte er sich in der Art des genannten
Meisters weiter, wie das z. B. die beiden mit seinem Namen
bezeichneten schönen Bildnisse in München (N0. 182 und 184.)
und namentlich das "Bilziniss eines zum zViezeweleerlee" von 1633
in Berlin (N0. 757. A.) darthun können. Inzwischen war er
auch zu jener Meisterschaft bunter Farbenbehandlung gelangt,
welche die Schützenstücke im Haag zeigen. Er konnte aber
in den schwarzen Regentenstücken daselbst eine volle Harmonie
des Tones nicht erreichen. Die schwarzen Trachten und die
weissen Kragen fallen auseinander. Hier wurde er durch
Rembrandt gänzlich überflügelt. (Vergl. Bd. I. S. 12516 und 149.)
Der Uebergang von der älteren Art zu der verschmolzeneren
oder farbenreichen Malerei ist mehrfach bedingt und nicht