Monogrammist S. I. A. M. L. V.
155
kennt, die unzweifelhaft von demselben Künstler herrühren,
und da er in allen diesen Werken sich als ein eigenthümlicher
und bedeutender Meister darstellt.
Er liebt es vorzugsweise liederliche Vorgänge, Wirthshaus-
gelage und ähnliches mehr zu schildern und zwar in einer
Behandlung, die in Bezug auf Formengebting, Typen, Hal-
tungen, Schattenanlage und zum Theil auch in Bezug auf
Töne und Farben eigenartig und sehr bezeichnend ist; ganz
besonders sind in diesem Betrachte die schmutzigen Schatten-
töne, die auf dem grossen Bilde sich so entschieden zeigen,
hervorzuheben. Doch bemerkt man verschiedene Abstufungen
in der Ausführung. Das hiesige Bild N0. 429 dürfte besonders
wegen einer gewissen Unbeholfenheit in der Zeichnung und
im Ausdruck des Frauenzimmers noch einen früheren Ent-
wickelungsstand bezeichnen, während z. B. das Bild im Stä-
dePschen Institut zu Frankfurt wlanzlskneclzfe mit Frauenzimmemi,
(No. 116.) ganz erheblich geistreicher und feiner durchgeführt
und auch tiefer in den Farben gehalten ist. Diesem Städel"
schen Bilde steht ein Stück im Berliner Museum "Ausgelassene
Gesellsrlzaft" (No. 558.) nahe, während wieder eine ußsclzgesell-
sclzaft" in der städtischen Sammlung zu Frankfurt (No. 199.)
weniger fein als die letzteren Bilder erscheint und diesen zeit-
_lich vorangehen dürfte. Alle diese, wie auch noch einige
Werke an andern Orten besitzen die oben angegebenen Eigen-
schaften mehr oder weniger bestimmt und deutlich, und es
kann kein Zweifel bestehen, dass sie alle von einem und dem-
selben Meister herrühren.
Einige Kunstfreunde waren der Meinung, dass dieser
Meister einer der beiden Pieter Aertsen, Vater und Sohn,
sein dürfte, doch hat diese Annahme allzu grosse Bedenken.
Manche Züge kommen wohl in Bildern dieser Meister vor,
die mit den vorliegenden Gemälden eine Verwandtschaft zeigen,
Wie namentlich die „Kreuzzgungen" in Antwerpen (N0. 2.) und
in Berlin (No. 726.) von der Hand des Vaters Pieter Aertsen,
genannt der lange Pier, oder die nfiinglinge im feurzgen Ofm"
zu Haarlern (No. 1.) von der Hand des Sohnes Pieter Pietersz
Aertsen darthun. Aber diesen verwandten Zügen stehen in
den Werken der beiden Aertsen andere gegenüber, welche