Meister um 1540 bis 1550.
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hören, und es dürfte in die Zeit um 1540 bis 1550 zu setzen
sein. Auch rührt es gewiss nicht von einem vlämischen
Künstler her, sondern von einem Holländer, wofür eine Reihe
bestimmter Umstände sprechen. Zunächst fällt die ungemein
bunte Farbenhaltung auf, und wenn die Vlamingen jener Zeit
auch bunt sind, so sind sie doch in ihrer Gesammthaltung
ruhiger. Auch die breite Behandlung, in Verbindung mit den
zum Theil in schmutzigen Tönen angelegten Schatten, weist auf
einen holländischen Maler jener Zeit hin. Ferner thut dies die
Unklarheit und Ungeschicklichkeit in Bezug auf die Anlage und
Zeichnung der Gewänder wie auch der ldealköpfe, und andrer-
seits jedoch ebenso die Vortrefllichkeit, mit der besonders
die gewöhnlicheren Charakterköpfe nach der Wirklichkeit auf-
gefasst, und die Tüchtigkeit der Bewegungen und Haltungen
einzelner Figuren, die mit sicherem Auge dem Leben ent-
nommen sind. Der Künstler ist in manchen Stücken ein Nach-
ahmer des Lukas von Leyden, in anderen ein Genosse des
Heemskerk, und man wird mit dieser Hinweisung seine
kunstgeschichtliche Stelle in genügender Weise bezeichnen
dürfen.
Um diese Beziehungen zu begründen, kann hinsichtlich
des Lukas von Leyden besonders dessen Altarwerk mit der
"Ärzbetung der Wezlven" im Museum zu Antwerpen (N0. 208-
210.) dienen, welches, bei der vorzüglichsten Ausführung im
einzelnen doch eine sehr bunte und unruhige Gesammthaltung
hat; hinsichtlich des Heemskerk aber geben wichtige Vergleichs-
punkte bereits viele der zahlreichen Kupterstiche nach ihm so-
wie verschiedene seiner Gemälde ab, unter denen die beiden
Altarflügel im Haag (N0 40b und c.) und ein neuerdings er-
Worbenes Altarwerk von 1559 im Museum zu Brüssel wegen
ihrer schon stark koloristischen Behandlungsweise hervor-
gehoben werden müssen. Auch das hiesige Gemälde des
Heemskerk (No.417.) lässt, obwohl es wenig Farbe hat, schon
in Bezug auf Pinselführung und Schattenbehandlung manche
vergleichende Beobachtung zu.