Volltext: Die niederländischen Schulen im herzoglichen Museum zu Braunschweig (Bd. 2)

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Stock'schen Stich, beziehungsweise das hiesige Gemälde, an- 
nähernd die gleiche sein dürfte, so wird durch ein anderes 
Bildniss des Lukas die Entscheidung zu Gunsten der letzteren 
Kunstwerke herbeigeführt. Dies Bildnisse ist der Stich, 
welchen Hendrik Hondius der ältere 1598 angefertigt hat, 
und der Lukas, wie ausdrücklich angegeben (Aetatis 37), im 
Alter von 37 Jahren vorstellt; die Unterschrift lautet: „Lucas 
Leydanus Pictor aerearum excellentissimus". Dem Zeugniss 
gegenüber, welches hier Hondius, der tüchtige und gewissen- 
hafte Stecher, ablegt, wird sich nicht bestreiten lassen können, 
dass die hier abgebildete Persönlichkeit Wirklich Lukas von 
Leyden vorstelle. Und dieses Bildniss, welches älter ist, als 
der Stocksche Stich und die Unterschrift des Blattes von 1525 
sein können, stimmt nun in der That mit dem Stocklschen 
Stiche und dem hiesigen Gemälde überein: es ist dieselbe 
breite Gesichtsbildung, dieselben starken Backenknochen, dieselbe 
grosse Nase, dieselbe Mundbildung, dieselben starken Augen- 
knochen, dieselbe Haartracht,  nur dass der Hondius'sche 
Kopf um so viel älter aussieht. Und da ist es in der That 
merkwürdig, dass beide Köpfe um etwa 20 Jahre älter er- 
scheinen, als sie dem angegebenen Alter nach sein könnten. 
Lukas muss also, nicht nur Wie bekannt, sehr frühreif gewesen 
sein, sondern auch schon, fast als Knabe noch, ein sehr männ- 
liches Ansehen gehabt, Mitte der dreissiger aber wie ein Mann 
von fast 60 Jahren ausgesehen haben. Möglich also bliebe es 
hiernach, dass er 15 Jahre alt sich selbst gemalt und dabei, sein 
frühreifes männliches Ansehen übertreibend, sich so dargestellt 
habe, wie man ihn auf dem hiesigen Bilde sieht. Es darf hier 
daran erinnert werden, dass Karel van Mander erzählt, es 
habe geschienen, als ob Lukas mit Pinsel und Grabstichel in 
der Hand geboren worden sei; er habe schon als ein Kind von 
9 Jahren Kupferstiche eigener Erfindung herausgegeben und 
im Alter von 12 Jahren schon Malereien auf Bestellung ge- 
arbeitet. Hiermit verliert die Thatsache, dass ein so vorzüg- 
liches Bild von einem fünfzehnjährigen Knaben gemalt worden 
sei, das Auffällige, und der Widerspruch in der Unterschrift 
des Stock'schen Stiches dürfte sich lösen. Jedoch ist und bleibt
	        
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