Lukas van Leydenf] 147
hervorgeht, dass er nicht die Gewohnheit hatte, seine stecherischen
Arbeiten durch Unterschriften zu erläutern. Ferner aber könnte
man Gründe beibringen für die Annahme, dass auch diese
wenigen Inschriften (z. B. Bartsch, N0. 127-133 und 138.) nicht
ursprüngliche seien; lässt man sie aber auch als echt gelten,
so springt doch in die Augen, dass die Buchstaben derselben
einen ganz anderen und älteren Charakter haben, als die auf
dem Blatte von 1525.
Andererseits macht sich das Stock'sche Blatt verdächtig,
und zwar ebenfalls durch seine Inschrift, wenn auch in ganz
anderer Weise. Diese Inschrift lautet nämlich: „Eff1gies Lucae
de Leyda Pictoris et sculptoris Incomparabilis dum esset
annor. XV (I) ad ectypum propria ipsius manu depictum.
Obyt Lugd. Batav. anno MDXXXIII Aetat. suae XXXIX."
Der verdächtige Umstand ist durch das Ausrufungszeichen an-
gedeutet. Das Bildniss stellt einen Mann von etwa 30 Jahren
oder mehr vor, und darunter steht, Lukas habe es gemalt, als
er 15 Jahre alt gewesen. Es soll sogleich versucht werden,
eine Erklärung dieses Widerspruches anzudeuten. Schliessen
muss man zunächst aber, dass das hiesige Bild annähernd
1oo Jahre nach dem Tode des Lukas, zur Zeit, als es von
Stock in Kupfer gestochen wurde, für dessen Selbstbildniss
gehalten wurde, das er im Alter von 15 Jahren gemalt habe.
Eine Lithographie von Chimier nach diesem Stock'schen Stich
brachte die "Kunstkronijk" von 184o[1. Doch wird zu berück-
sichtigen sein, dass gleichzeitig auch jenes Blatt von 1525 für
das Bildniss des Lukas gehalten wurde, und ferner, dass Karel
van Mander (Bl. 135.) 1604 des Lukas Selbstbildniss in Kupfer-
Stich wie folgt beschreibt: „jung, ohne Bart, etwas mehr als
halbe Figur, mit einer grossen Mütze mit Federn darauf,
habend in seinem Kleid oder Busen einen Todtenkopf." Damit
kann nur das Blatt N0. 174 bei Bartsch gemeint sein, welches
Wieder einen ganz andern jungen Menschen darstellt, das aber
nicht weiter in Frage kommen kann, da es weder mit dem
Blatte von 1525, noch mit dem Stocklschen Stiche übereinstimmt.
Mander muss sich eben in einem Irrthume befunden haben.
Wenn so die Wahrscheinlichkeit, das Selbstbildniss des
Lukas von Leyden zu sein, für das Blatt von 1525 und den
10'?