Selbstbildniss des Lukas von Leyden bezeichnet wird. Er rührt
von Andreas Stock her, der um 1590 geboren war und im
Haag wie zu Amsterdam arbeitete. Auf Grund dieses That-
bestandes müsste also das Gemälde als das „Selllstöz'lzz'lzzls's des
Lukas von Leyden" angesehen werden.
Leider ist hiermit jedoch die Sache noch nicht erledigt
und festgestellt, denn unter den eigenen Stichen des Lukas
befindet sich ein männliches Bildniss vom Jahre 1525 (Bartsch
N0. 173.), welches gleichfalls eine dasselbe als das Selbstbildniss
des Lukas von Leyden ausweisende Inschrift trägt, das aber
ganz andere Gesichtsformen und einen anderen Charakter zeigt
als das hiesige Gemälde und der Stock'sche Stich. Es stehen
also zwei, mit Unterschriften versehene, jedoch gänzlich ver-
schiedene Bildnisse des Lukas von Leyden sich gegenüber, und
es wird zu untersuchen sein, welches von beiden die besseren
Gründe für sich hat.
Zunächst möchte zu vermuthen sein, dass das Blatt von
1525, welches ohne allen Zweifel eben von Lukas selbst herrührt,
auch das wirkliche Bildniss des Meisters sei; er war zu jener
Zeit 31 Jahre alt und hiermit scheint auch das Alter des Dar-
gestellten zu stimmen. Gegen die Vermuthung jedoch spricht
der Inhalt der Inschrift und die Form der Buchstaben: "Efßgies
lume Leidenszlr jn-opria mtmu incizlere." Was heisst das? Was
soll man von dem „incidere" halten? Annehmen lässt sich
Wohl schlechterdings nicht, dass ein Mann wie Lukas von
Leyden, in jener Zeit und in den Niederlanden, wo die lateinische
Sprache auf der Höhe des Gebrauches stand, ein solches Latein
zu Tage gefördert und unter sein eigenes Bildniss mit dem
Grabstichel hingesetzt haben sollte. Viel glaublicher ist es,
dass ein Kunsthändler des siebzehnten Jahrhunderts diese
Inschrift auf seinem Gewissen habe. Aber lässt man auch
diese Sache auf sich beruhen, so zeigen doch die Buchstaben
und der hinter denselben angebrachte Schnörkel aufs deutlichste
den Charakter des siebzehnten Jahrhunderts. Die Inschrift ist
also nicht ursprünglich und echt, und kann für die Bezeichnung
des Dargestellten als Lukas von Leyden einen bündigen Beweis
nicht abgeben. Hinzukommt, dass nur einige wenige der
174 Kupferstiche des Meisters eine Inschrift tragen, woraus