Einleitung:
Gesichtspunkte für die Bearbeitung.
nicht mehr von einer einheitlich niederländischen Schule der
Malerei reden. Wenn es demnach sachlich angezeigt ist, die
niederländischen Gemälde der herzoglichen Sammlung nach
den beiden Schulen geordnet zu betrachten, so wird es auch
zweckmässig erscheinen, die wenigen älteren Bilder, die vor-
handen sind, nicht in einer besondern Gruppe, sondern getrennt
und den beiden Schulen vorangestellt, zu behandeln.
Die Gesichtspunkte, welche mich bei den nachstehend
mitgetheilten Arbeiten leiteten, lassen sich wie folgt be-
zeichnen.
Die Gemäldesammlung, mit dem gesammten Museum, war
meiner Verwaltung in einem Zustande übergeben worden, der
in Bezug auf Wissenschaftlichkeit und Kritik Wesentlich noch
demjenigen entsprach, in welchem bis zu den umstürzenden
Ereignissen von 1806 und 1807 sowohl die Gemäldesammlung
zu Salzdahlum wie die übrigen Sammlungen zu Braunschweig
sich befunden hatten. Es lag ein völlig ungepflügtes Feld vor,
dass erst durch lange und beschwerliche Arbeit allmälich an-
gebaut werden konnte. Die beiden hierbei überhaupt anzu-
wendenden Mittel, der kritische Vergleich mit entsprechenden
Gemälden andrer Sammlungen und die Benutzung der ein-
schlägigen Literatur, wurden, soweit möglich, angewandt. Das
Ziel der Arbeit richtete sich ganz wesentlich auf die kritische
Beurtheilung und wenn möglich Feststellung des Meisters,
auf angemessene Berichtigungen der Mittheilungen über
dessen Lebens- und Bildungsgang, auf Untersuchungen
über die Entstehungszeit des Bildes, auf den Gegen-
stand, die Darstellung und sonstige allgemeine oder be-
sondere Gesichtspunkte. Als Unterlage, auf welcher die ganze
Arbeit sich aufbauen und entwickeln musste, konnte natürlich
nur der Thatbestand, wie er in den Katalogen, namentlich in
dem letzten zum Ausdruck gekommen war, Anwendung
finden; von ihm aus musste auch in jedem einzelnen Falle
die Untersuchung ihren Ausgang nehmen. Zweck der leflteren
ist demnach nicht eine ästhetische und allgemein künstlerische
Würdigung der einzelnen Gemälde sondern eine möglichst
allseitige Kritik in ltunstgeschichtlicher Hinsicht.
Jeder, der einen Begriff von einer derartigen Arbeit hat,