Die vlärnische Schule:
Cornelis de Baellieur der ältere.
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liess, Findet man in dem Werke „Biographies d'artistes anversois
par Th. van Lerius, publ. p. P. Genard" (T. S. 181j7._Ant-
werpen. 1880.). Zum Unterschiede von seinem gleichnamigen
Sohne (1642-1687), dessen Lebensabriss ebenda (S. 18819.)
gegeben ist, wird dieser Meister der ältere genannt.
Dass das vorliegende Bild nur von dem älteren Meister
herrühren kann, geht aus dem Charakter desselben hervor,
der es etwa in die Zeit von 1630 bis 1640 verweist. Das Bild
lässt im Allgemeinen die Schule erkennen, welche durch Frans
Francken den jüngeren am bestimmtesten bezeichnet wird.
Jedoch sind die alten. unvermittelten Töne gemildert, namentlich
ist das Braun im Vordergrunde ganz aufgegeben; in einzelnen
Zügen, besonders in der Behandlung der Landschaft, zeigt sich
ein Einiiuss von Rubens, die Beseelung in den Idealköpfen.
namentlich in denen Christi und der Ehebrecherin, ist sehr
schwach, wogegen die Charakterköpfe recht lebendig sind. Die
Gesammthaltung hat etwas Buntes, während Landschaft und
Himmel, für sich betrachtet, wohl gestimmt sind.
Ein neu erworbenes Bild im Museum zu Brüssel, eine
„A7zl1etu1z_g der Könzge", welche fast genau ebenso bezeichnet ist wie
das vorliegende Stück, hält sich noch ganz in der Franckerfschen
Art, doch nähern sich die Töne der Landschaft, die sonst etwas
hart zeichnerisch behandelt ist, schon denen unseres Bildes
sehr. Die beiden Wandgemälde im kleinen Sitzungssaale des
Rathhauses zu Antwerpen, "Kunst" und "Vlässensclzaft" dar-
stellend, sind ganz akademisch gehalten, zum Theil in engster
Anlehnung an den plastischen Styl der Antike; sie sind grau
in grau gemalt und werden dem jüngeren Cornelius de Baillieur
zugeeignet. (Vlaam. school. 1868. S. 46.)
Die an verschiedenen Orten vorkommenden Schreibweisen
des Namens als Ballieau, Balju, Baellieu, Ballieur, Balleur,
Baller werden nach der Bezeichnung des vorliegenden wie
auch des Brüsseler Bildes zu berichtigen sein.