Die vlämische Schule:
Antoon van Dyck.
107
ausgiebt. Diese Ansicht ist jedoch, angesichts der aus vielen
Bildnissen genau bekannten Züge des van Dyck, völlig un-
haltbar. Auch eine andere Meinung, dass das Gemälde den
Marchese Marco Antonio Brignole-Sale darstelle, von dem ein
grosses Reiterbild, ein bekanntes Meisterwerk des van Dyck,
sich im Palazzo, rosso zu Genua befindet, hat sich nicht" be-
Wahrheitet. Doch dürfte der Charakter der Landschaft durch-
aus an die Küsten bei Genua erinnern, auch scheint der Dar-
gestellte vollkommen dem Typus und der Haltung eines
genuesischen Nobile zu entsprechen, und nicht minder lässt
der höchst meisterhafte Vortrag besonders auch in seiner
Farbenhaltung den unmittelbaren Einfluss der venezianischen
Schule, namentlich Tizian"s selbst, erkennen. Man wird also
mit Sicherheit annehmen dürfen, dass dies hervorragende Werk
während des Aufenthaltes des van Dyck in Italien, also zwischen
1624 und 1628, zu Genua gemalt worden ist.
Gestochen ist das Gemälde von C. Schroeder im Jahre
1817 und zwar in Schabkunst, doch hat dies Blatt nur einen
sehr mittelmässigen Werth, so dass selbst die Aehnlichkeit
kaum noch fest gehalten erscheint. Eine sehr nahe Aehnlich-
keit mit dem auf vorliegenden Bilde Dargestellten hat dagegen
der sogenannte „Van Dyck mit dem Kompass", den Walle-
rand Vaillant in Schwarzkunst gestochen hat (YVessely.
N0. 35.) und der auf einem in Amsterdam befindlichen Exem-
plare handschriftlich „De Heer Lukas van Uffelen" genannt
wird. (Arch. f. d. zeichn. Künste 1865. S. 21x.) Ob aber aus
diesen Thatsachen sichere Schlüsse zu ziehen sind, möchte
doch sehr fraglich erscheinen.
IIO.
männlicher
Studienküßf-n
Der Kopf
legung Christi
erinnert an den des Johannes auf der Grab-
von van Dyck im Museum zu Berlin (N0. 778.).
III.
"Männliches
Bildniss;
Kniestück."
Das Bild ist mit dem Reinikäschen Vermächtniss in das
Museum gelangt. Es ist leider nicht ganz frei von Ueber-
malungen im Gesicht und an den Händen.