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Die vlämische Schule:
Jakob Jordaens.
lasirende Behandlung nimmt man fast durchweg wahr; schwere
oft schmutzige, braune und schwarze Schattentöne zeigen sich
überall, doch finden sich auch Halbschatten und Helldunkel.
Neben edlen Zügen treten Uebertreibungen und Rohheiten
auf, neben voller Innerlichkeit im Ausdruck seelenlose Aeusser-
lichkeiten; neben dem glücklichen Anschluss an Rubens auch
die Ausartung der Rubens'schen Schule zum Manierismus;
neben freier und glücklicher Beherrschung der menschlichen
Gestalt in Bezug auf Haltung und Bewegung auch der Zwang
des gestellten Modells, wie das z. B. sehr deutlich der Engel
auf dem Altarbilde (N0. 466.) rechts unmittelbar über dem
heiligen Joseph veranschaulicht.
Das Museum besitzt auch mehrere Zeichnungen von der
Hand des Jakob Jordaens.
Zu den Lebensnachrichten über den Meister, wie sie am
besten im Antwerpener Katalog zusammengestellt sind, lässt
sich noch hinzufügen, dass Jordaens in der Zeit zwischen
1646 und 1650 vom Stadtschultheissen in Antwerpen zu einer
Strafe von 24.0 Pfunden verurtheilt wurde, „van dat hy eenighe
schandaleuse geschriften geschreven hadde" (Messager des
sciences hist. etc. 1868. S. 337.), und weiter zwischen 1651 und
1658 nochmals aus dem nämlichen Grunde zu 200 Pfunden
15 Schillingen (Branden. S. 838.). Erwägt man die Höhe der
Strafen, die Zeitverhältnisse und Jordaens späteren Abfall von
der katholischen Kirche, so wird man vermuthen müssen, dass
der Inhalt dieser Aergerniss erregenden Schriften ketzerischer
Art gewesen sei. Jordaens und seine Tochter Elisabeth starben
bekanntlich gleichzeitig an der sogenannten Antwerpenschen
Seuche. Ihre Leichen wurden auf dem protestantischen Kirch-
hofe zu Putte auf dem Gebiete der vereinigten Niederlande
bestattet. Bei Gelegenheit der Rubensfeste im Jahre 1877 wurde
auf diesem Grabe ein Denkmal errichtet. (Vlaam. School. 1877.
S. 199.)