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aber wer stimmt zu, sich die „Hochzeit zu Cana" als eine
holländische Gasterei, wo die verschiedensten Leute in ihrer
Art sich über den neuen schönen Wein freuen und Christus
eine sehr gewöhnliche, unbedeutende Figur macht, vorzustellen?
Bei Betrachtung des Bildes, das durch tausend reizvolle Züge
fesselt. entschwindet Einem die Vorstellung des evangelischen
Ereignisses ganz. Und dabei fehlt es auch nicht an den her-
kömmlichen Derbheiten, Uebertreibungen und Hässlichkeiten.
Der Zug zu diesen lag den Künstlern eben im Blute. Die
Zeit liebte diese derben Spässe und selbst diese Hässlichkeiten,
namentlich dann wenn sie in Wirklichkeit zur Sache gehörten
und recht bezeichnend waren. Bezeichnend sind nun meist
auch solche Darstellungen in der That, aber muss Jeder
an tibertriebenen Formen, verzerrten Gesichtern und derben
Spässeil Gefallen finden? Muss er Hässlichkeiten, wenn sie
auch noch so charakteristisch, noch so meisterhaft vorgetragen
sind. schön finden? Hier ist eine der Grenzen der holländischen
Malerei, einer der Umstände, welche die erneute Rückkehr zu
den italienischen Vorbildern erklären. Doch davon nachher.
KTVie sehr man aber auch vom Standpunkte allgemeiner
Schönheit aus die Bedeutung dieser Grenzen hervorheben
mag, man wird immer anerkennen und rühmen müssen, wie
sehr die Jan Steen, die Ostade, die Dusart, die Ter-
borch und überhaupt die älteren Gattungsmaler in ihren
Werken wahr und lebensvoll sind, wie sie immer ein Bild aus
dem V olksleben, dem Treiben der unteren wie der wohlhaben-
deren Stände, von innerem Zusammenhange und bezeichnendem
Inhalte geben, dem nicht selten der Humor in der Auffassung
einen besonderen Reiz verleiht. GCIIÜgSäIHC Seelen pflegen
denn auch solche Bilder mit Vorliebe als "gemalte Novellen"
zu preisen. Und dazu kommt nun die Art der Darstellung
und Behandlung. Eine bewunderungswürdige Feinheit und
Sicherheit in der Beobachtung des Lebens in allen seinen
Aeusserttngen, der Charaktere, Stimmungen und Zustände,
der Gegenstände der Weiten und kleinen Natur, der Land-
schaft, des Meeres, der Thiere, Pflanzen und Blumen, des
Menschen in" allen Schichten der Gesellschaft und unter den
verschiedensten Verhältnissen, mit aller Unbefangenheit und
Riegel 1. (j