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Zux
Natur und Geschichte der
ländischen Kunst.
Züge in andern Personen. Und dagegen Jan Steen! Wie oft
geht es da drunter und drüber, und wie hässlich sind so oft
die ausgelassen lachenden verzerrten Gesichter. Vergleiche
man beispielsweise etwa die anmuthsvolle nvlämische Kirmess"
von Teniers aus dem Jahre 1652 im Brüsseler Museum (N0. 449)
mit dem daselbst befindlichen Bilde Jan Steeifs, welches den
Namen „Niedliches Anerbieten" trägt (No. 447). Man wird
dann diesen Gegensatz leicht und völlig erkennen.
Doch verweilen wir noch etwas bei J an Steen und seinem
eben genannten Werke. Da sieht man, wie ein Kerl mit
einem Häriilg in der erhobenen linken Hand, einem Paar
Zwiebeln in der rechten, mit ausgestreckter Zunge, siegprahlend
in die Stube zurückkehrt, wo die dicke Frau mit den Riesen-
brüsten sich seiner Erscheinung und seiner Gaben freut; das
thut auch die Magd, der jedoch von einem anderen Manne ein
Etsch mit einer langen Nase gemacht wird. Auf dem Tische
stehen Kartoffeln, und ein Mann nach der Ansicht des
Katalogs der Ehemann jener Holdin scheint davon zu essen.
Offenbar war Streit wegen des Häringsholens gewesen, und
die Magd hatte gesagt, dass es keinen giebt; nun ging aber
Einer aus der Gesellschaft selbst hin, und siehe! er bringt
ihn richtig heim. Dies ist die reizende Fabel, die mit derbem
Humor in ausgezeichneter Malerei vorgetragen ist, die aber in
Hinsicht der Formengestaltung, der Zeichnung im engeren
Sinne erstaunliche Hässlichkeiten besitzt. Jan Steen und viele
seiner Genossen fanden eben an solchen Auftritten Gefallen,
und Jan Steen hat sich und die Seinen als solche lustige Ge-
sellschaft auch selbst gemalt, wie man im Haagschen Museum
sehen kann (N0. 138i). Der Sinn für ein reiner und höher ge-
staltetes Leben, für geschichtliche Vorgänge und für das Ideale
ging ihm noch mehr ab, wie fast allen seinen Genossen.
Wenn er z. B. biblische Ereignisse malt, fällt er durch die
Auffassung, Formengebung und Charakterzeichnung ins Hu-
moristische und selbst ins Komische. So wird wohl kaum
Jemand, ohne lachen zu müssen, den „Simson" in Antwerpen
(N0. 338) und wohl auch die "Hochzeit zu Cana" in der
Arembergsclien Sammlung zu Brüssel (N0. 58) ansehen können.
Beide Bilder, namentlich das letztere, haben grosse Vorzüge,