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Zur Natur und Geschichte der
Iändischen K!
mst.
gute Sarah und laust den Kopf ihres lieben Söhnchens Isaak.
Auch der „Hundeflöher" von Gerard Ter Borch bei Van
der Hoop in Amsterdam (N0. 118) ist ein recht anmuthiger
Gegenstand.
Selbst ein so grosser und sinnvoller Meister wie Hobbema
ist nicht frei von Geschmacklosigkeiten, die unbegreiflich sein
würden, wenn er nicht mitten in seiner Zeit und seinem
Volksstamm stünde. Die ziemlich grosse Landschaft in der
National-Gallerie zu London (N0. 830) z. B. liefert hierfür den
Beweis. Von vorn in der Mitte läuft geradeaus nach hinten
ein breiter Weg, der rechts und links mit hohen, kahlen und
dünnen Baumstämmen besetzt ist; nur ganz oben haben sie,
besonders die vorderen, ein Büschelchen Laub. Rechts vorn
in der Ecke ist, von einem im rechten Winkel gezogenen
Graben umgeben, eine Baumschule voller Steifheit angebracht,
wo die jungen Stämmchen gezogen werden. Die Landschaft
ist vollendet gemalt, aber ihre ganze Schönheit wird beein-
trächtigt oder selbst vernichtet durch die langweiligen Bäume,
die in dunkeln Streifen fast durch den ganzen, wundervoll
gemalten Himmel ziehen. Die Geschmacklosigkeit grenzt an
Witz.
Und ein andrer grosser Künstler, Paul Potter, machte
eine Kuh, die gerade ein unvermeidliches Bedürfniss besorgt,
so zur Hauptgestalt eines seiner schönsten Bilder, dass dies
selbst den Namen .der npissenden Kuh" erhielt (Petersburg
N0. 1051). Und wie viel stallende Pferde hat Philipp Wou-
wermann auf seinen Bildern angebracht!
Ja selbst die Feinmaler sind von solchen unmittelbar der
Wirklichkeit entnommenen Derbheiten nicht frei, obwohl ein
Widerspruch zwischen den groben Spässen und der bis-
weilen überaus feinen Ausführung zu liegen scheint. Aber
die Macht der allgemeinen Geistesrichtung war so bedeutend,
sie lag so sehr in der Luft, dass sogar fremde Künstler, die
erst nach Holland eingewandert waren, sich dieser Gewohnheit
anschlossen. So hat Kaspar Netscher, der aus Heidelberg
stammte, ein reizendes Bildchen, „eine Mutter mit ihren Kin-
dem", gemalt, das im Museum zu Amsterdam sich befindet
(N0. 255). Aber obwohl die Dame in ihrem Schlafzimmer in