Neutestannentl
lungen.
Darstel
Gattungs-
Landschaftsmalerei.
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sioitell-protestantisch zu itenrleitl- Sie sind doch vielmehr, indem
sie den Gegenstand rein thatsächlich nehmen und gestalten,
konfessionslosll) Auch sind sie entstanden, ohne irgend welche
unmittelbare Beziehung zur Kirche in Holland, denn die
puritanischen Einrichtungen daselbst schlossen jeden Schmuck
der Kirchen, jede kirchliche Kunst aus. Es kann deshalb jene
Meinung nur auf einem lrrthum beruhen, der daraus hervor-
gegangen ist, dass diese neutestamentlichen Darstellungen
einen offenbaren Gegensatz gegen Darstellungen desselben
Inhaltes von katholischen Malern darthun. Aber nicht jeder
Gegensatz gegen katholische Elemente ist ohne Weiteres
Protestantismus, vielmehr wurzelt dieser Gegensatz, wie bemerkt,
hier in den Eigenschaften des nationalen Kunstgeistes und im
Genius Rembrandts als des grössten nationalen Kunstgenius
Hollands
Die fortwährende enge Anlehnung an die Wirklichkeit, in
Welcher der Künstler lebte und die er sah, ward auch bei der
Gattungs- und Landschaftsmalerei von entscheidender
Bedeutung. Denn man kann sagen, dass hier äusserst selten
Etwas gemalt worden ist, Was der Maler nicht wirklich und
unmittelbar gesehen hat. Der Zusammenhang dieser Art von
Bildern mit dem Leben der Nation und der Natur des Landes
muss deshalb ein ganz inniger sein: und er ist es in der That.
Noch jetzt, wenn man auf die Erscheinung und das Treiben
des Volkes achtet, sieht man Leute, wie die auf den Bildern
eines Ostade, noch jetzt nimmt man Züge der ausgelassensten
Derbheit wahr, wie ein Jan Steen sie gemalt hat. Noch jetzt
ist das eigentliche Volk immer dasselbe wie damals: für
gewöhnlich etwas schwerfällig und derb, in der Freude aus-
gelassen und in der Lust übertreibend, aber dabei in vielen
Stücken recht eigenartig. Noch jetzt ist die Natur Hollands
die gleiche wie vor zwei und drei Jahrhunderten, noch jetzt
Sehen wir die Gestaltungen, Farben und Stimmungen in der
L
l) Der Verfasser bezieht sich auf die in seinem "Grundriss der
bildenden Künste, im Sinne einer allgemeinen Kunstlehre u. s. w."
k3- 345-) S. 387 bis 393 gegebenen Ausführungen über katholische
und sogenannte protestantische Kunst.