igenschaften der
nation:
len Malerei
n Holland.
bethätigt, aber im Bunde mit einer ebenso sichern als schlichten
Auffassung, mit einem geschickten Vortrage und einem seltenen
Sinne für malerische Behandlung, der selbst schon in den
Kupferstichen bisweilen glänzend sich bewvährt hat. Vor Nichts
was wahr und wirklich war, zog sich d_ieser Realismus zurück:
mancher jener Helden erscheint in seiner schweren, meist
unverzierten Rüstung oft recht unförmig, aber er erscheint,
wie er leibte und lebte. Und wenn er von Natur hässlich war,
ist er es im Bilde auch. Diese streng realistische Richtung
war im Wesen der Holländer als die eigentlich nationale
begründet, und eben darum war sie so lebensfähig und von
so grossen Erfolgen begleitet.
Und ebenfalls in Hinsicht des Vortrages stehen diese
Werke ganz auf nationalem Boden. Die Malerei sucht hier
ihre Stärke nicht in einer Mannigfaltigkeit verschiedener und
bestimmter Farben, sondern in einer mehr einförmigen, dunkeln
Stimmung des Ganzen, welche allerdings durch die Tracht
selbst zunächst bedingt und begünstigt war. Aber die Holländer
haben niemals sich durch die Malerei mit bunten Farben aus-
gezeichnet. Da fehlte allzu oft die Harmonie. Zwar hat der
holländische Volksstamm noch heute eine starke Neigung zu
bunten Farben, aber er bedient sich ihrer ohne Geschmack,
wie man an dem Sonntagsputz der Weiber aus ländlichem
und kleinbürgerlichem Stande sattsam sehen kann. Vor dieser
Buntheit, welche auch der älteren Malerei, sowie manchen
Werken der Akademiker und selbst noch einzelnen der un-
mittelbaren Vorgänger Rembrandfs eigen war, mochte doch
im Grossen und Ganzen das künstlerische Auge der Meister
vom Anfange des siebzehnteti Jahrhunderts zurückschrecken,
während es zugleich überall, wohin es um sich blickte, jenes
eigenthümliche Spiel von Licht und Schatten, jene reizvollen
Erscheinungen des Helldunkels tvahrnahm, welche Landschaft
und Binnenhaus in Holland so reichlich bieten. Diese zaube-
rischen Erscheinungen zu sehen, zu empfinden und male-
risch wiederzugeben, war die eigenthümlichste Fähigkeit der
holländischen Schule, und in dieser vollendeten Wiedergabe
besteht ihre eigentliche und höchste Poesie. Jene Meister aber
und namentlich auch schon Cornelius von Haarlem strebten
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