Volltext: Abhandlungen und Forschungen zur niederländischen Kunstgeschichte (Bd.1)

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rich Goltzius, wenn sie auch einen sinnbildlichen Beisatz 
haben, zeugen von demselben unbefangenen Sinn für die 
Natur, der bei andern Meistern und dann in der ganzen 
Schule so grosse Erfolge erzielen sollte. Solche Werke liegen 
besonders in zahlreichen Stichen vor, und man kann sich da 
leicht ein Urtheil selbst bilden. 
In jenem Bilde des Pieter Aertzen ist zugleich aber 
auch ein wichtiger Zug der späteren Malerei, Welcher gerade 
nicht deren Stärke und Vorzug ausntacltt, angedeutet. ,So 
lebensvoll nämlich die Darstellung ist, so sehr verräth sich 
schon eine gewisse Absicht: das Bild ist zusammengestellt, mit 
Ueberlegung erfunden oder doch angeordnet. Die Magd hält 
unter dem ganz gerade herunterhängenden linken Arme einen 
grossen Kohlkopf gegen die Hüfte gedrückt, die rechte Hand 
ruht an der Spiessvorrichtuitg und sie selbst sieht zum Bilde 
heraus. Diese Beziehung, in welche hier die Dargestellte zum 
Beschauer mit Absicht gesetzt ist, lässt darauf schliessen, dass 
der Künstler sie in aller Wirklichkeit, wie in einem ganz charak- 
teristischen Bildnisse, dern Betrachter zur Schau stellen Wollte. 
Diesem Zuge begegnet man in der holländischen Kunst un- 
zählige Male, und wir werden in einzelnen, besonders bezeich- 
nenden Fällen auf ihn zurückkommen.  
So entschieden sich nun jener Kunstgeist auch schon da- 
mals ankündigte, so dauerte es doch noch geraume Zeit ehe 
er zur Entfaltung gelangte. Noch stand ihm die allgemeine 
Strömung entgegen, noch war das Verhalten der vlämischen 
Meister zu einflussreich, als dass nicht jene italianisirende 
Richtung vorläufig die herrschende hätte bleiben sollen. Neben 
derselben jedoch wuchsen jene Elemente mehr und mehr; und 
als sie dann zu einer grossartigen Bethätigung aufgerufen 
wurden, traten sie mit überwältigender Macht auf und führten 
zu einer nie geahnten Blüthe der nationalen Kunst.  
Dieser Aufruf erfolgte durch den Urlabhängigkeitskrieg der 
Niederlande, der Holland vom Vlamlande trennte. 
Aber man wähne nicht, dass dieser geschichtliche Anlass 
Dutzende und Hunderte von Denkmälern und Kriegsbildern, 
wie bei uns die letzten Kriege, besonders der französische, 
ins Dasein gerufen hätte. Die Holländer verfuhren viel ein-
	        
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