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freie Realismus angebahnt, der in Rubens so wunderbar zur
Erscheinung kam. Aber diese realistische Schule, die schon in
den ersten Werken des Rubens selbst ein Streben nach
Mässigung und Maass durch Beachtung der klassischen Vor-
bilder darlegte, konnte sich vor den Ausschreitungen ihrer
eigenen Richtung nur dadurch retten, dass sie mit Absicht und
Nachdruck zu erneuten akademischen Studien zurückkehrte.
Und das gleiche geschah in Nordniederland, wo ebenfalls die
Malerei von den Akademikern sich lossagte, zum vollendeten
'Realismus sich entfaltete und dann zum akademischen Studium
zurückkehrte. Aehnlich den Schwingungen eines Pendels be-
bewegte sich also die Entwickelung der niederländischen Kunst
zwischen den stylistischen und realistischen Grundsätzen hin
und her, und sie setzte diese Bewegung auch noch weiter bis
in unsere Tage fort. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
war sie im wesentlichen blosse Nachahmerei der Meister des
siebzehnten Jahrhunderts, besonders der holländischen Kabinets-
maler geworden, aber sie suchte nun die klassischen Vorbilder
wieder auf und entwickelte eine neue akademische Schule, die
allerdings nüchtern und schematisch in der Art Fügers blieb,
die aber doch ihre Herrschaft bis nach der neuen Trennung
von Nord- und Südniederland und der Errichtung des bel-
gischen Staates behauptete. Dieses neue Belgien aber verwarf
die altgewordene akademische Kunstweise und schrieb von
neuem die realistischen Grundsätze auf seine Fahne: mit
welchem Erfolge, weiss alle Welt. Will man diese Bewe-
gungen nicht mit Pendelschwingungen vergleichen, so wird
man in ihnen doch ein Gesetz des Kreislaufes erkennen müssen,
nach welchem die belebende Kraft bald hier, bald dort in ihrer
Stärke sich zeigt, nach welchem die leitenden Grundsätze der
Kunstübung von den klassischen Vorbildern zur Natur über-
gehen und wiederum von der naturalistischen Verwilderung
zur Klassizität zurückkehren. Gegen die Herrschaft dieses
Gesetzes, dem auch der Genius harmonisch sich einfügt, ver-
mag die vorzeitige Einsicht des Einzelnen nichts auszurichten.
Er ist und bleibt in seine Zeit gebannt, und er kann darüber
nicht hinaus. Es mag eine drückende Erkenntniss sein, dass der