Gesell eines Kreislaufes
Geschichte d.
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Malerei
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zierlicheren Formen, besonders in den Händen, und einer
gewissen Verschönerung und Verfeinerung zustrebte, die ihre
Vorbilder in den Werken der Italiener fanden, die aber bis-
weilen bereits stark an Manierismus streifen. Nach und neben
ihm gingen andere Männer geradezu auf die akademische
Bahn über, indem sie dem geistreichen Realismus von Rubens,
den sie nicht festhalten und beherrschen konnten, eine feste
Grenze setzen Wollten und diese nur in der akademischen
Regel finden konnten S0 sieht man denn verschiedene Meister
in dieser Art arbeiten: P. H. Franken, P. Thys den älteren,
G. Maes, P. van Mol, P. Ykens und Andere. Einer der
letzten Nachfolger von Rubens, B. Beschey (1708-4776), von
dem man ebenso wie von den eben genannten Künstlern
Werke im Museum zu Antwerpen sehen kann, ist zugleich
ein vollendeter Akademiker, und die vlämische Malerei ist bei
ihm wieder da angelangt, wo sie bei Otto Venius stand, nur
"dass sie ungleich lahmer ist.
Da nun aber auch in Holland die spätere Malerei eine
ganz gleichlaufende Bewegung machte, und selbst schon die
unmittelbaren Schüler von Rembrandt, ein Govert Flinck,
ein Ferdinand Bol und Andere auf die klassischen Vorbilder
wieder eingingen und neue akademische Wege der Folgezeit
eröffneten, so zeigt sich in dem Gange der niederländischen
Malerei ein Gesetz merkwürdigen Kreislaufes.
Die Kunst hatte sich aus dem Manierismus des verfallenden
mittelalterlichen Styls, der in Flandern durch die Eyck"s zur
herrlichsten Blüthe gebracht war, nicht dadurch retten können,
dass sie sich gewissermassen selbst sammelte und mit neuem
Eifer die Nachfolge der schönsten Leistungen der Schule
anstrebte, sondern einzig und allein dadurch, dass sie die
akademische Methode annahm und auf die klassischen Vorbilder
einging. Sie gewann sich hierdurch in der That einen neuen
festen Halt und sicherte sich für 70 oder 80 Jahre ein achtungs-
werthes Dasein. Aber sie verlor sich in überwiegenden Forma-
lismus, in kalte Aeusserlichkeit, in übertreibenden Manierismus.
Hiergegen ward ihr das Heilmittel in der strengen Einkehr zu
Nüglr, Leben und Wirklichkeit gegeben, und dadurch jener
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